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Mercedes blickt nach vorne.

Foto: REUTERS/Ralph Orlowski

Hockenheim – Geknickt stand Toto Wolff hinter dem brusthohen Holztisch in der Mercedes-Hospitality. Der erfolgsverwöhnte Teamchef kämpfte mit sich, erklärte nach dem Saison-Tiefpunkt ausgerechnet beim Heimrennen der Silbernen, er werde "keine Schlagzeile" liefern – ein paar Fragen und Antworten später tat er es aber doch.

Der Österreicher sprach von einem "Armageddon-Wochenende" für den dominierenden Formel-1-Rennstall der vergangenen fünfeinhalb Jahre. Statt des durchaus möglichen Doppelsieges beim 200. Grand-Prix-Start entging das Team in Hockenheim nur dank nachträglicher Zeitstrafen gegen den Alfa-Rennstall einer kompletten Nullnummer.

Zwei Pünktchen für Hamilton

Zwei Pünktchen holte der kränkelnde und im Regenchaos keineswegs fehlerlose WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton, während Valtteri Bottas seinen Boliden in der rutschigen Zielkurve zerlegte. Der Sieg wurde so Max Verstappen auf dem Silbertablett serviert, auch die Aufholjagd von Ferrari-Star und Lokalmatador Sebastian Vettel vom letzten Startplatz auf Rang zwei wäre ohne die Mercedes-Aussetzer nicht möglich gewesen.

Besonders die britische Presse kannte am Montag keine Gnade mit den Silbernen. Vom "Car-mageddon" schrieb die Daily Mail. Der seriöse Telegraph blieb in seiner Kritik sachlich: "Die amtierenden fünfmaligen Weltmeister sind stolz darauf, nichts dem Zufall zu überlassen, aber hier löste sich ihre Gelassenheit einfach in den launischen Verhältnissen auf."

Hoffen auf Budapest

Im Vorjahr war die Stimmung bei den Silberpfeilen nach dem Qualifying in Hockenheim ähnlich gedrückt wie am Sonntag. Das Team hatte verwachst, Ferrari stand mit Sebastian Vettel auf der Pole Position, schien vom Speed her unantastbar. Letztlich gewann Mercedes aber tags darauf nicht nur das Rennen, sondern kehrte binnen weniger Wochen auch das Kräfteverhältnis um und fuhr vorzeitig beide WM-Titel ein.

Die Überzeugung, bereits beim Großen Preis von Ungarn (Sonntag, 15.10 Uhr/ORF und Sky) zurückzuschlagen, vermittelte Wolff auch am Sonntag im nassen Hockenheim: "Wir können in Budapest zurückschlagen mit einem guten Ergebnis. Wir führen die Meisterschaft noch immer an und sind in einer guten Position. Das darf nicht vergessen werden."

Reifenwechsel in 1,88 Sekunden

Red Bull Racing konnte sich in Deutschland nicht nur über den Sieg freuen: Das Team verbesserte auch seinen eigenen, erst zwei Wochen alten Rekord für den schnellsten Reifenwechsel in der Motorsport-Königsklasse. Lediglich 1,88 Sekunden benötigte die Verstappen-Crew, um alle vier Reifen am Boliden des 21-jährigen Niederländers auszutauschen.

In Silverstone am 14. Juli hatten die Mechaniker von Verstappen-Teamkollege Pierre Gasly 1,91 Sekunden benötigt und damit die vorherige, fast sechs Jahre alte Bestmarke (1,92) geknackt. (sid, 29.7.2019)