Christoph Waltz verdient alle paar Tage zehntausende Euro mit Wetten auf den Bitcoin-Kurs, will diese Grafik suggerieren.

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Der eine ist Musikproduzent und Castingshow-Juror. Der andere ein bekannter Darsteller, der vornehmlich Bösewichte verkörpert. Und der dritte wurde mit "Wetten, dass..?" bekannt und taucht bis heute immer wieder in der Medienlandschaft auf. Dieter Bohlen, Christoph Waltz und Thomas Gottschalk haben eines gemeinsam: Sie hängen nun ihre bisherige Karriere an den Nagel und investieren in Bitcoins, weil sie damit mehr Geld verdienen, als Hollywood und Co bieten können.

Das jedenfalls versuchen uns zahlreiche Werbeeinschaltungen auf Webseiten und in sozialen Netzwerken weiszumachen. Wer auf die spektakulär klingenden Überschriften der Anzeigen klickt, landet nicht selten auf einer Seite, die eine mehr oder weniger gut gefälschte Version eines bekannten Mediums ist. Erwischt hat es hier etwa schon die "Krone" und "Business Insider". Immer wieder dokumentieren auch Organisationen wie Mimikama solche Scams.

Geschaltet werden die Anzeigen von kaum bekannten Werbenetzwerken, deren Namen und Internetauftritte meist schnell verschwinden, sobald die betroffenen Plattformen die betrügerischen Anzeigen wieder einmal rauswerfen.

Eine Fakeseite im "Krone"-Stil behauptet, Christoph Waltz würde jetzt in Bitcoin-Trading investieren.
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Wenn der "Minecraft"-Erfinder plötzlich "Karl Wagner" heißt

Wer genauer hinsieht, kann die Fakes freilich erkennen. Abseits der Unglaubwürdigkeit der Schilderungen wird das Design der Nachrichtenseiten oft nur unvollständig nachgebaut. Und Links, die zu anderen Nachrichten oder Ressorts führen sollten, funktionieren nicht oder führen ebenfalls zur eigentlichen Zielseite, meist eine dubiose Trading-Plattform.

Zudem werden oft frei erfundene Nutzer zitiert, die angeblich Unsummen dort verdient haben. Ihre Fotos sind dabei oft aus dem Netz zusammengeklaut. So handelt es sich bei der als "Karl Wagner" bezeichneten Person am obigen Screenshot eigentlich um Markus "Notch" Persson, den Erfinder des Videospiels Minecraft.

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Risikoreiche Kurswetten

Unter dem Mantel eines vermeintlich redaktionellen Inhalts wird für ein risikoreiches Investment geworben. Denn es geht nicht um den direkten Ankauf und Verkauf von Bitcoins, was für sich gesehen bereits einiges Risiko mit sich bringt, sondern um sogenannte "binäre Optionen". Dabei wetten Nutzer mit Geld auf die kurzfristige Entwicklung von Währungen. Gerade beim Bitcoin, dessen Kurs sich seit je her sehr volatil entwickelt, sind Prognosen auf zeitnahe Kursentwicklungen kaum seriös anzustellen.

Das bringt vor allem den Werbern und den Portalbetreibern etwas. Erstere erhalten üblicherweise entweder einen Fixbetrag für jedes Neumitglied, sobald dieses eine bestimmte Summe auf ihr Konto eingezahlt hat, oder sie werden an ihren Gewinnen beteiligt. Die Nutzer selbst hingegen müssen gemäß den Geschäftsbedingungen vieler Betreiber ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Investitionssumme "erwirtschaften", ehe eine Auszahlung möglich wird.

Auch andere prominente Köpfe dienen unfreiwillig als Werbeträger für ähnliche Reichtumsversprechen. Ein Sujet gibt etwa an, dass "die USA sehr wütend" seien, weil der angebliche Weg zum Millionenvermögen nicht verboten sei und somit "viele" Menschen reich würden. Zuletzt wurden auch bevorzugt die Geldgeber aus den TV-Shows "Die Höhle der Löwen" und "2 Minuten 2 Millionen" herangezogen, darunter etwa der österreichische Runtastic-Mitgründer und Start-up-Investor Florian Gschwandtner.

Trading Quatsch

Das Comeback von "Komm in die Gruppe"

Im Prinzip wiederholt sich ein Phänomen, das in den letzten Jahren auf Youtube Schlagzeilen gemacht hat. Dort machten selbsternannte "Trader" mit Slogans wie "Komm in die Gruppe" Kontaktdaten für Whatsapp und andere Messenger bekannt. Dort sollten Investment-Tipps – wiederum für Kurswetten – dabei helfen, schnell zu Reichtum zu kommen. In Werbeclips und Nachrichten wurden Sportautos und Geldbündel präsentiert.

Der Verein für Konsumenteninformation warnt ausdrücklich davor, Geld in solche Investmentplattformen zu stecken. Diese sind oft in Zypern oder Ländern außerhalb der EU ansässig und rechtlich daher schwer belangbar. Ihr Angebot sei eigentlich kein "Trading", sondern "hochspekulatives" Finanzglücksspiel, so die Konsumentenschützer. "Das sind bessere Wettanbieter", so das Resümee. (Georg Pichler, 29.7.2019)