Das Weltraumteleskop CHEOPS soll künftig erdnahe Exoplaneten identifizieren.

Illustr.: ESA / ATG medialab

Bern – Das Weltraumteleskop CHEOPS (CHaracterising ExOPlanets Satellite), eine internationale ESA-Mission mit dem Hauptziel, Exoplaneten im näheren Erdumkreis zu untersuchen, hat am Montag seine letzte Prüfung vor seinem Weg ins All bestanden. Der Start der Mission ist für das vierte Quartal 2019 geplant. Dann wird sich CHEOPS auf die Suche nach potenziell lebensfreundlichen Planeten rund um etwa 500 Sternen mit bereits bekannten Planetensystemen in der näheren Umgebung machen.

"Wir freuen uns, diesen wichtigen Meilenstein erreicht zu haben – wir haben nun grünes Licht von Arianespace erhalten", sagte Nicola Rando, CHEOPS-Projektmanager der Europäischen Weltraumagentur ESA.

CHEOPS ist eine gemeinsame Weltraummission der ESA und der Schweiz unter der Leitung der Universität Bern. Wann genau CHEOPS seine Reise zum Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana antritt und wann die Rakete ins All startet, wird derzeit noch diskutiert.

Ein großer Moment

"Wir freuen uns, dass es nach sechs Jahren intensiver Arbeit bald losgeht, obwohl der Start immer ein heikler und stressvoller Moment ist", meint Willy Benz von der Universität Bern, Hauptverantwortlicher der CHEOPS-Mission. "Dies wird ein großer Moment für die ganze Schweiz", zeigte sich auch CHEOPS-Projektmanager David Ehrenreich von der Universität Genf überzeugt.

Eine Sojus-Trägerrakete wird den Forschungssatelliten zusammen mit einem größeren italienischen Radarsatelliten auf eine Erdumlaufbahn in 700 Kilometern Höhe bringen, wie die Universitäten Bern und Genf am Montag mitteilten. Dort wird sich das Weltraumteleskop CHEOPS der Charakterisierung von Exoplaneten widmen. Exoplaneten sind Planeten, die außerhalb des Sonnensystems um Sterne kreisen.

Das Weltraumteleskop beobachtet helle Sterne, von denen bereits bekannt ist, dass sie von Planeten umkreist werden. Dabei misst CHEOPS winzige Helligkeitsänderungen, die entstehen, wenn ein Planet vor seinem Stern durchzieht.

Informationen über die Bewohnbarkeit der Exoplaneten

Die Messungen liefern Daten zur Größe der Exoplaneten. Zusammen mit bereits vorhandenen Informationen zur Masse wird es möglich sein, die Dichte eines Planeten zu bestimmen. Diese wiederum liefert wichtige Hinweise auf die Zusammensetzung des Himmelskörpers, etwa ober er überwiegend felsig ist, aus Gasen besteht oder ob es Ozeane gibt. "Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Wahrscheinlichkeit der Bewohnbarkeit eines Planeten zu bestimmen", wie Willy Benz ausführte.

Unter der Leitung der Universität Bern und der ESA war ein Konsortium mit mehr als hundert Wissenschaftern und Ingenieuren aus elf europäischen Ländern fünf Jahre lang am Bau des Satelliten beteiligt. Bei allen Instrumenten, die in der Schweiz entwickelt wurden, stammen laut Mitteilung wesentliche Beiträge oder Teillieferungen aus der Schweizer Industrie.

Schweizer Weltraumforschung

Den eigentlichen Startschuss zur Berner Weltraumforschung legte die Apollo-11-Mission mit ihrer erfolgreichen Mondlandung 1969. Astronaut Buzz Aldrin entrollte auf dem Mond, noch vor der US-amerikanischen Flagge, ein Sonnenwindsegel der Universität Bern. Dieses war von Johannes Geiss am physikalischen Institut entwickelt worden. Zurück in Bern lieferte die Folie unschätzbare Informationen über die chemische Zusammensetzung der Sonne.

Seither hat die Universität Bern wichtige Beiträge für zahlreiche Weltraummissionen geleistet. In der breiten Bevölkerung erlangte etwa die Rosetta-Mission zum Kometen Chury große Bekanntheit. Zum ersten Mal gelang es, ein Landmodul auf der Oberfläche eines Kometen abzusetzen. Die Universität Bern steuerte das Massenspektrometer Rosina bei. Die von Rosina gesammelten über zwei Millionen Datensätze werden seither ausgewertet.

Wichtige Instrumente, die an der Universität Bern entwickelt wurden, waren oder sind an der Erforschung von Planeten wie Venus, Merkur oder Jupiter beteiligt. Auch für eine Reise zu den Polen der Sonne konnte die Universität Bern ein Massenspektrometer beisteuern.

In den vergangenen fünf Jahrzehnten flogen Instrumente der Universität Bern 25 Mal mit Raketen ins All, neun Mal ging die Reise mit Ballonflügen in die Stratosphäre. Über 30 Instrumente flogen auf Raumsonden mit. (red, APA, 29.7.2019)