Kanzlerin Brigitte Bierlein mit ihrem neuen Schützling.

Foto: heribert corn

Zwei Burgenländer kamen ein bisschen zu spät zur Welpentaufe in Kaisersteinbruch im Bezirk Neusiedl am See. Der eine war Exit, ein neun Wochen alter Rottweilerrüde, für den Frauenministerin Ines Stilling am Montag im Militärhundezentrum die Patenschaft übernommen hat. Der andere war Hans Peter Doskozil (SPÖ), Landeshauptmann im Heimatbundesland der vierbeinigen Kadetten.

Auf den älteren der beiden warteten Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, Verteidigungsminister Thomas Starlinger und Frauenministerin Stilling – eine ungewöhnliche Häufung sehr hochrangiger Politikerinnen und Politiker im Umkreis der Bundesheerhunde. Sie werden, bis Doskozil eintrifft, in der Zwischenzeit von Oberst Otto Koppitsch, dem Leiter des Zentrums, über das freundliche, feuchtnasige Gesicht des Heeres informiert.

Verteidigungsminister Starlinger wollte der Kanzlerin mit dem Besuch eine Freude machen – das ist ihm sichtlich gelungen.
Foto: heribert corn

Koppitsch weiß, wie er die erste Kanzlerin der Republik beeindrucken kann: Die Hundezwinger sind tierschutzkonform – "nach den Buchstaben des Gesetzes", betont der Oberst im Gespräch mit der früheren Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs. Und, der Kanzlerin wohl ebenfalls sympathisch: "40 Prozent Frauenanteil" – beim menschlichen Personal. Bei den Hunden wird ohnehin "überhaupt kein Unterschied" gemacht.

Beißattacken und Welpenblick

Nach dem spontan verlängerten Theorieteil stößt auch Doskozil zu der Gruppe von Liebhabern von Hunden und angenehmen Presseterminen. "Ich kenn ja das schon alles", beruhigt der Landeschef, der schon einige Patenwelpen beim Bundesheer hat. Doskozil sieht sich also nur den spannenden Teil des Nachmittags an: die Show der Hundeführer mit ihren Schützlingen.

Den Ganzkörperschutz kann der Soldat, der einen Kriminellen spielt, gut gebrauchen.
Foto: heribert corn

Das beginnt eher unspektakulär mit Fußgehen, Mitlaufen und Ablegen und steigert sich bald zu einem Rottweiler, der sich auf Befehl in einen mit Ganzkörperschutz ausgestatteten Soldaten verbeißt – und genauso schnell wieder von ihm ablässt. Zum Schluss springt ein belgischer Schäfer aus dem Stand durch die Beifahrertür eines Bundesheertransporters, um den gleichen Ganzkörpergeschützten zu fassen.

Aber, und so ehrlich sind alle im Militärhundezentrum, der Höhepunkt sind natürlich die entzückenden Hundebabys, die am Montag "getauft" wurden. Den prominenten Paten, beruhigt Koppitsch, entstehen aber "keine wie auch immer geartete Verpflichtungen". Gut zu wissen für Bierlein, die gleich zwei Schützlinge fürs Foto überreicht bekommt: Ella und Enox.

Am Ende der Übergabezeremonie sind die Hundewelpen aus, aber noch ein Regierungsmitglied ist übrig: Stilling. Die uniformierte Hundeführerin liefert Exit aber bald nach – und der junge Rüde macht die Verspätung bei seiner neuen Patin durch eifriges Abschlecken von Hals und Kinn wieder gut.

Von Klima zu Bierlein

Wenn es für Politiker also echte Wohlfühltermine gibt, dann ist das hier einer. Das bestreitet in Kaisersteinbruch niemand. Dass Verteidigungsminister Patenschaften für die Militärhunde übernehmen, ist üblich. Bundespräsident Alexander Van der Bellen war im März der erste Oberbefehlshaber, der dafür ins Burgenland gereist ist. Vor Bierlein war laut Koppitsch schon einmal ein Regierungschef für den gleichen Termin vor Ort – es handelte sich um Viktor Klima (SPÖ), Kanzler von 1997 bis 2000.

Ines Stillings Schützling Exit kam etwas verspätet, schenkte der Frauenministerin dafür umso mehr Liebe.
Foto: heribert corn

Der Termin sei eine Win-win-Situation, erklärt Koppitsch: Die Politiker sind froh über die schönen Bilder, das Heer glücklich, einmal sein "sympathisches" Gesicht zeigen zu können.

Dass nun Bierlein mit zwei Ministern zur Welpentaufe erscheinen, ist auf die Initiative von Verteidigungsminister Starlinger zurückzuführen: "Ich wusste, dass die Frau Bundeskanzlerin Hundeliebhaberin ist, und habe mir gedacht, ich mache ihr eine kleine Freude", sagt er zum STANDARD. Und wie man gesehen habe, habe sie sogar eine große gehabt. Mit den Hunden und mit den Fotos.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil kam ein bisschen zu spät, durfte aber trotzdem einen Welpen halten.
Foto: heribert corn

Aber gleich drei Regierungsmitglieder und ein Landeshauptmann – hat da womöglich auch etwas anderes mitgespielt? Ein Rottweiler wird etwa zwei bis drei Legislaturperioden alt. Die aktuelle Bundesregierung ist wohl noch ein halbes Jahr im Amt. Wollte man sich da auch ein Stück weit verewigen? "Gar nicht", sagt Starlinger. Aber es sei halt auch für ihn "berührend, wenn man so einen Welpen auf dem Arm hält und dann abgeschleckt wird", outet sich der Minister selbst als Fan der Welpen. Und wohl auch der Wohlfühltermine. (Sebastian Fellner, 29.7.2019)