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Häusliche Gewalt findet oft im Verborgenen statt. Die Polizei wird meist dann gerufen, wenn schon viel vorgefallen ist.

Foto: dpa/Strobel

Wien – Fünf Tage haben Gewalttäter künftig Zeit, um sich für eine Gewaltpräventionsberatung anzumelden – eine solche Beratung wird für alle Gefährder Pflicht, sobald die Polizei ein Betretungsverbot ausgesprochen hat. So will es das Gewaltschutzpaket, das ÖVP und FPÖ noch vor der Wahl im Nationalrat beschließen wollen und das mit 1. Jänner 2020 in Kraft treten soll.

Knappe Zeit

Grundsätzlich sei diese Beratungspflicht sinnvoll, aber der Teufel stecke im Detail, heißt es bei der Männerberatung, die solche Präventionsgespräche anbietet. Dass die Kosten für die Beratung von den (potenziellen) Tätern getragen werden müssen, sei "wirklich problematisch", sagt deren Vorstand Alexander Haydn zum STANDARD. Der Reformentwurf sehe nur drei Stunden Beratung vor – in dieser knappen Zeit müssen die Männer daran arbeiten, mit dem Betretungsverbot zurechtzukommen, ihr Aggressionsmuster zu reflektieren und mögliche Wege zur Verhaltensänderung zu üben.

Sollen die Berater auch noch dafür zuständig sein, Geld einzutreiben, koste das nicht nur wertvolle Beratungszeit, sondern erzeuge auch "große Widerstände" bei den Klienten, sagt Haydn. "Wir verwenden dann die Hälfte der Stunde dafür, dass der Klient seinen Ärger über die Bezahlung loswird."

Wobei Haydn betont, dass er nicht grundsätzlich etwas dagegen habe, dass die Gefährder einen finanziellen Beitrag leisten. Besser wäre es laut Männerberatung aber, die Behörde würde den Betrag selbst – beispielsweise in Form einer Verwaltungsstrafe – eintreiben. Zumal die Kalkulation, wie aus den Materialien zum Gesetzesentwurf hervorgeht, einigermaßen unrealistisch erscheint: Dort ist nämlich nur ein Beitrag von 100 Euro für die dreistündige Beratung vorgesehen – also 33 Euro pro Stunde. Zum Vergleich: Der marktübliche Preis einer Sitzung bei einem klinischen Psychologen liegt bei rund 90 Euro.

"Hängen in der Luft"

Die Männerberatungsstellen befürchten deshalb, dass die Reform letztlich zu einer noch angespannteren finanziellen Lage führen könnte, als man sie derzeit ohnehin schon erlebe. "Wir hängen vollkommen in der Luft", sagt Haydn. Die Männerberatung müsse den laufenden Betrieb regelmäßig vorfinanzieren und dann darauf vertrauen, dass die Ausgaben durch später einlangende Förderungen gedeckt sind. Die Zusagen der Ministerien für diese Förderungen kommen aber regelmäßig erst gegen Jahresende hin – rückwirkend fürs laufende Jahr. (Maria Sterkl, 30.7.2019)