Seit der Mord an einer 15-Jährigen in Rumänien bekannt geworden ist, überbieten sich Politiker mit wechselseitigen Anschuldigungen; manche unterstützen sogar Rachefantasien gegen den Täter. Bloß: Damit kann man weder Verbrechen verhindern noch Rechtsfrieden herstellen. Der Fall des Mädchens, das zwar per Handy um Hilfe rief, aber erst zu spät geortet werden konnte, zeigt aber auf, wo die Politik tatsächlich gefordert ist.

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Zahlreiche Menschen gingen "für Alexandra" auf die Straße.
Foto: AP Photo/Vadim Ghirda

Bereits im Jahr 2008 forderte die damalige EU-Kommissarin Viviane Reding Rumänien auf, die Notrufnummer 112 vollständig umzusetzen. "Jegliche Verzögerung setzt das Leben und die Gesundheit von Menschen aufs Spiel", so Reding vor elf Jahren. Schon damals konnten Behörden Menschen, die den Notruf 112 wählten, schwer lokalisieren. Auch jetzt konnte Alexandra M. nicht rechtzeitig aus den Händen ihres Peinigers befreit werden.

Das Problem: Das System Advanced Mobile Location (AML) zur Ortung von Anrufern bei der Nutzung einer Notrufnummer wurde in Rumänien noch nicht vollständig eingeführt. Zurzeit muss man noch eine App installieren. Mit AML aktiviert das Handy aber automatisch WLAN und Satellitennavigation. Die Daten kommen sofort an die Leitstelle, der Rettungsvorgang kann beginnen. Statt sich nun aber mit so einer effizienten Verbrechensprävention zu beschäftigen, setzt die Regierung auf populistische Referenden zur Anhebung von Strafen – ein Hohn für in Not Geratene. (Adelheid Wölfl, 29.7.2019)