Die Geschäftsführung des Jö-Bonusclubs, Ulrike Kittinger und Mario Günther Rauch.

Foto: UÖBC / Christian Dusek

Wien – Die neue Kundenkarte Jö ruft neben Datenschützern auch die Industrie auf den Plan. Die Lebensmittelindustrie befürchtet eine Schlechterbehandlung von Lieferanten, die sich nicht daran beteiligen. Der Handelskonzern Rewe (Billa, Merkur, Penny usw.), zu dem der Jö-Bonusclub gehört, dementiert das.

"Aus dem Mitgliederkreis wurde uns kommuniziert, dass Rewe nach Abschluss der Jahresgespräche und der Jahresvereinbarungen die Lieferanten mit einem Angebotspaket konfrontiert, aus dem der Eindruck entsteht, dass teilweise bis zu ein Prozent vom Jahresumsatz als Kostenbeteiligung an der Einführung der 'Jö-Karte' gefordert wird", kritisiert der Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie in einem Brief an Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti. Lieferanten, die das ablehnen, befürchten eine Schlechterstellung – etwa bei laufenden Aktionen.

Daten angeboten als Gegenleistung

Als Gegenleistung für die Beteiligung am Umsatz würden den Lieferanten die Daten aus den Kartenumsätzen zur Lizenzierung angeboten. "Diese Daten haben für manche Lieferanten aber einen sehr geringen bis keinen Mehrwert gegenüber konventionell am Markt erhältlichen Daten", erklärt die Geschäftsführerin des Fachverbandes, Katharina Koßdorff, in dem Schreiben, das der APA vorliegt. Auch Günter Thumser, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands der Markenartikelindustrie, sieht das Angebot von Rewe in "keiner Weise" im Einklang mit den finanziellen Forderungen.

Das Vertrauensverhältnis zwischen den Lieferanten und Rewe sei dadurch erheblich beeinträchtigt, so Thumser. Vor allem kleinere Lieferanten hätten Angst vor Rewes Marktmacht und würden daher "die Krot fressen und das bezahlen", sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Fachverbands, Josef Domschitz. Konkrete Namen betroffener Lieferanten nennen weder die Lebensmittelindustrie noch der Markenartikelverband. Es handle sich um das Who's who der Branche.

Die Bundeswettbewerbsbehörde habe Hinweise aus dem Markt bekommen, aber keine konkreten Beschwerden, sagt deren Sprecherin Sarah Fürlinger. Ermittlungen gebe es deswegen noch keine.

Rewe dementiert die Vorwürfe.

"Nur wer das Angebot annimmt, hat eine Geschäftsbeziehung mit dem Jö-Bonusclub. Ein Angebot kann man annehmen oder ablehnen. Selbstverständlich entsteht denjenigen, die das Angebot nicht annehmen, kein Nachteil in der Geschäftsbeziehung zur Rewe International AG", sagt Rewe-Sprecherin Ines Schurin zur APA. Rewe habe auf die Briefe der Herstellerverbände längst reagiert. Es habe auch bereits weitere Gespräche mit Lieferanten gegeben. Aus Sicht von Rewe sei die Angelegenheit zufriedenstellend geklärt worden. Thumser vom Markenartikelverband bestätigt Gespräche, geklärt ist aus seiner Sicht aber "noch gar nichts".

Auch die Geschäftsführerin der Kundenkarte, Ulrike Kittinger, betont, dass niemand gedrängt werde mitzumachen. Hersteller könnten mit den Jö-Daten ihr Sortiment optimieren. Es handle sich aber um eine einfache Analyse und keine Personendaten. "Wir geben keine Einzeldaten her, wir verkaufen keine Adressen, die Analysen sind nicht auf Einzelpersonen zurückführbar", so Kittinger. Der Verein für Konsumenteninformation und die Arbeiterkammer äußerten nach Einführung der Kundenkarte im Mai Bedenken bezüglich der Vorteile für die Kunden und in puncto Datenschutz.

Der Jö-Bonusclub gehört zu Rewe International mit seinen Handelsfirmen Billa, Merkur, Penny, Bipa und Adeg. Kunden bekommen mit der Karte auch Angebote bei OMV, Libro, Pagro, Interio und Bawag PSK. Zu Jö sollen bald ein Baumarkt und Unternehmen aus den Bereichen Mode, Schuhhandel, Telekom und Optik hinzukommen. Derzeit gibt es 3,05 Millionen Jö-Karten, bis 2020 werden rund 3,9 Millionen anvisiert. (APA, 30.7.2019)