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Bostons Jugend geht äußerst verantwortungsvoll mit dem Millionenbudget um.

Foto: REUTERS/Jose Luis Gonzalez

Im Jahr 2014 wagte die US-amerikanische Stadt Boston ein mutiges Projekt. Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zwölf und 25 Jahren bekamen ein Budget in Höhe von einer Million US-Dollar und konnten damit drei Projekte ihrer Wahl verwirklichen – einzige Bedingungen: Die Allgemeinheit müsse davon profitieren, und das Vorhaben soll mindestens fünf Jahre überdauern. Niemand wusste, welche absurden Ideen bei "Youth lead the Change" eingereicht und beim Onlinevoting als Sieger hervorgehen würden, und so mancher ahnte Böses. Doch wie fünf erfolgreiche Jahre zeigen, gehen die jungen Menschen äußerst besonnen mit dem Geld um und setzen es für nachhaltige und inklusive Projekte ein.

Boston YouthZone

So wurden in der Vergangenheit bereits behindertengerechte Spielplätze, neue Recycling-Container, Solarpanele auf öffentlichen Gebäuden, digitale Anzeigetafeln mit Jobangeboten für obdachlose Jugendliche oder auch ein Multimediazentrum mit Gratis-WLAN für Jugendliche finanziert. 2019 konnten sich drei Projekte durchsetzen. Ersteres fordert mehr Mistkübel in sozial schwachen Regionen, um ein schöneres Landschaftsbild und besseres Recycling zu garantieren. Ein zweites Projekt plant eine umfassende Renovierung der bestehenden Trinkbrunnen sowie zusätzliche neue Wasserspender. Mit 3.133 Stimmen nur ganz knapp dahinter landete ein Projekt, das solarbetriebene Bänke bei Bushaltestellen vorsieht, welche zum Aufladen von Smartphones genützt werden können.

Keine Politikverdrossenheit

Ein Ziel der Initiative ist, jungen Menschen aufzuzeigen, wie Entscheidungen auf Lokalebene gefällt werden können. Tatsächlich kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass sich jene Schüler, Studenten und jungen Erwerbstätigen, die an der jährlichen Abstimmung teilnahmen, auch vermehrt an politischen Wahlen beteiligten. Auch Seattle und Chicago waren vom Erfolg des Projekts begeistert und wollen mit ähnlichen Initiativen nachziehen. Wo bleiben Wien, Graz, Innsbruck und Co? (faso, 30.7.2019)