Wahrscheinlich hat sich SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schon eine Voodoopuppe im dunklen Slim-Fit-Anzug angeschafft, der sie abends ein paar Nadeln in den Hintern jagt. Irgendwie muss sich die rote Spitzenkandidatin ja abreagieren.

Immer wenn es in ihrem Wahlkampf ein bissl zu laufen beginnt, meldet sich ihr Vorgänger in der Partei, Christian Kern, zu Wort. Mal mit einem aufmunternden "Hoch gewinnt die SPÖ das nimmer" oder wie jetzt mit einem unbedachten Sager zur ÖVP-Schredder-Affäre.

Christian Kern erklärte kategorisch, bei seinem Abgang aus dem Kanzleramt sei nichts geschreddert worden.
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Da gerät ÖVP-Chef Sebastian Kurz wegen der Schredder-Affäre erstmals wirklich in die Defensive – ein Mitarbeiter hat unter falschem Namen außer Haus Festplatten des Kanzleramtes vernichten lassen -, schon hilft ihm ausgerechnet sein ehemaliger Intimfeind Kern aus der Patsche. Kern erklärte kategorisch, bei seinem Abgang aus dem Kanzleramt sei nichts geschreddert worden. Jetzt tauchten Dokumente auf, die Gegenteiliges nahelegen. Bei Kern wurde das Schreddern auf Beamtenebene abgewickelt, bei Kurz als dubiose Geheimaktion – ein eklatanter Unterschied. Aber: Kurz ist vorerst aus dem Schredder – äh, Schneider.

Rendi-Wagner wird sich im Stillen wohl wünschen, ihr Parteifreund Kern möge nicht in Kärnten urlauben, sondern bis Ende des Wahlkampfes in einer Jurte in der Mongolei – ohne Handyempfang. Und er soll den Tiroler Parteichef Georg Dornauer gleich mitnehmen. (Walter Müller, 30.7.2019)