Das Risiko für das Auftreten allergischer Reaktionen auf Allergene, die eine anti-allergische Therapie erfordern, wird verdoppelt bis verdreifacht.

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Wer öfter mal ein komisches Gefühl in der sprichwörtlichen Magengrube hat, der hat bestimmt schon das ein oder andere Mal einen Magenschutz geschluckt. Diese Magensäureblocker reduzieren – wie der Name schon sagt – die Produktion von Magensäure. Damit lindern sie Sodbrennen und unterstützen das Abheilen einer geschädigten Magenschleimhaut.

Die Medikamente werden aber auch gegen Völlegefühl, zur Vermeidung eines Magengeschwürs oder zur Unterstützung von Medikamententherapien eingesetzt. Zudem sind sie bei Stressreaktionen, die zu Reflux (Sodbrennen) führen, das Mittel der Wahl. Im Jahr 2013 wurde in Österreich an 1.540.505 Personen auf Kassenkosten zumindest eine Packung eines sogenannten Protonenpumpenhemmers (PPI) verschrieben.

Doch scheinbar haben die Magenschutzmittel eine nicht unerhebliche Nebenwirkung. Wie eine Studie der Med-Uni Wien in Kooperation mit den Sozialversicherungsträgern nun gezeigt hat, könnten vor allem PPI Allergien verstärken oder sogar auslösen. Damit werden die Befunde aus früheren epidemiologischen und experimentellen Studien erstmalig auf Ebene quasi der gesamten Bevölkerung gestützt. Die Ergebnisse wurden nun in Nature Communications veröffentlicht.

Deutlicher Zusammenhang

Die Forscher haben aus den Jahren 2009 bis 2013 Verschreibungen von Allergiemedikamenten (Antihistaminika, Allergen-Immuntherapien) an Personen analysiert, die zuvor Rezepte für Magenschoner erhalten hatten. Die Daten für diese quantitative Studie wurden von allen Krankenversicherungsträgern bereitgestellt. Der Zusammenhang war deutlich, erklärt Erstautorin Galateja Jordakieva: "Wer magenschonende Mittel wie Protonenpumpenhemmer einnimmt, erhöht sein Risiko für behandlungsbedürftige allergische Symptome um das Zwei- bis Dreifache".

Die Erklärung für den Zusammenhang: Die Magensäure erfüllt eine wichtige Funktion im Verdauungstrakt. Die darin enthaltenen säureabhängigen Enzyme spalten Proteine der Nahrungsmittel auf und führen sie der Weiterverwertung zu. Außerdem dient sie als Barriere gegen Bakterien und andere Krankheitserreger. Wenn diese Funktionen nun aufgrund der geblockten Magensäureproduktion reduziert sind, können Allergene unverarbeitet in den Darm vordringen. Das kann Allergien auslösen und die Symptome bei Menschen, die bereits unter bestehenden Allergien leiden, noch verstärken.

Verändertes Mikrobiom

Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim warnt vor unkontrollierter Einnahme: "Die sogenannten 'Magenschoner' sollte man nicht länger als nötig einsetzen. Sie verhindern die Proteinverdauung, verändern das Mikrobiom im Magen-Darm-Trakt und erhöhen das Risiko für allergische Reaktionen. Sobald sie ihre medizinisch verordnete Aufgabe erfüllt haben, sollte man sie rasch wieder absetzen."

Magensäureblocker bekämpfen auch nur die Symptome und nicht die Ursache eines Leidens. "Behandelnde Ärzte sollten daher die kürzest mögliche Einnahme eines Magenschutzes festlegen. Bei der Behandlung von Stressreaktionen wie Sodbrennen empfiehlt sich eher eine Änderung des Lebensstils bzw. der Work-Life-Balance", so Jensen-Jarolim. (red, 31.7.2019)