Wenn heute überhaupt noch irgendwo ein Vaquita gesichtet wird, dann handelt es sich zumeist um ein totes Exemplar wie dieses hier.
Foto: Sea Shepherd

Los Angeles / Mexiko-Stadt – Kleiner und leichter als ein durchschnittlicher Mensch, zählt der Vaquita (Phocoena sinus) zu den kleinsten Walen der Welt – nur die eine oder andere Delfin- und Flussdelfinart hat ähnlich geringe Ausmaße. Einen Titel trägt er allerdings ungeteilt, und es ist ein tragischer: Der Vaquita ist der mit Abstand seltenste Wal der Erde. Laut einer aktuellen Studie dürfte es keine 19 Exemplare mehr geben.

Das im Deutschen auch Kalifornischer Schweinswal genannte Tier kommt nur im zu Mexiko gehörenden Golf von Kalifornien vor, einem über 1.000 Kilometer langen schmalen Nebenmeer des Pazifiks. Im vergangenen Jahr waren dort lediglich sechs Vaquitas gesichtet worden, darunter ein Weibchen mit einem Kalb. Ein Team mexikanischer und US-amerikanischer Forscher stellte nun im Fachmagazin "Royal Society Open Science" die Auswertung der Aufnahmen von Unterwasser-Mikrofonen vor, mit denen die Tiere aufgespürt werden sollten, und kam dabei auf die oben genannte erschreckende Zahl.

In Netzen verendet

Auf die Vaquitas wird keine Jagd gemacht – vielmehr werden sie indirekt zu Opfern ostasiatischer Pseudomedizin. Fischer machen im Golf von Kalifornien illegal Jagd auf die Totoaba, einen über zwei Meter langen Fisch, dessen Schwimmblase auf dem Schwarzmarkt in China als angebliches Aphrodisiakum und Heilmittel extrem hohe Preise erzielt. Die Totoaba ist deshalb bereits bedroht – doch noch schlimmer hat der Fischfang die Vaquitas getroffen, da sich die eineinhalb Meter langen und 40 bis 50 Kilogramm schweren Wale immer wieder in den Stellnetzen verfangen, die für die Totoaba vorgesehen sind, und darin verenden.

Wegen der dunklen Flecken um seine Augen wird der Vaquita manchmal auch "Panda des Meeres" genannt.
Foto: Omar Vidal / WWF / AFP

Mexiko hatte zwar den Fischfang mit Treibnetzen im Golf von Kalifornien im Jahr 2015 verboten. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass dies den Rückgang verlangsamt habe, schreiben die Experten. Die Netze würden trotzdem genutzt, wodurch der Vaquita immer weiter an den Rand der Ausrottung getrieben worden sei. Seit dem Jahr 2011 sei der Bestand um geschätzt fast 99 Prozent geschwunden, berichten die Forscher von Mexikos staatlicher Kommission zum Schutz der Artenvielfalt sowie aus Großbritannien und den USA.

Verzweifelte Schutzmaßnahmen

Anfang Juli setzte das Welterbekomitee der Unesco Mexikos Inselarchipel im Golf von Kalifornien, die Heimat der Vaquitas, auf die Liste des gefährdeten Naturerbes der Welt. Mit dem Status soll auf dringenden politischen Handlungsbedarf hingewiesen werden. Mexiko hatte im vergangenen Jahr eine Erweiterung des Schutzgebiets von 1.263 auf 1.841 Quadratkilometer erklärt.

Nach Angaben der vom mexikanischen Umweltministerium gegründeten Schutzorganisation Vaquita CPR ist der Vaquita (spanisch: "kleine Kuh") die derzeit am akutesten bedrohte Meeressäugerart. Nur mit sofortigen Maßnahmen sei er noch vor dem Aussterben zu retten. Angesichts der verbliebenen Populationszahl erscheint der Erhalt der Art illusorisch – immerhin gibt es aber ein vergleichbares Beispiel aus der Geschichte: Vom Amerikanischen Bison waren Anfang des 20. Jahrhunderts ganze 23 Exemplare übrig geblieben. Strengste Schutzmaßnahmen haben dafür gesorgt, dass sich daraus eine Population aufbauen konnte, die heute wieder etwa 30.000 Tiere umfasst. (red, APA, 31.7.2019)