Das neugeborene Männchen wird seinen Teil dazu beitragen, seine Art am Leben zu erhalten. Doch schon seine bloße Existenz ist ein Hoffnungsschimmer.
Foto: APA/AFP/San Diego Zoo Safari Par

San Diego – Kommt ein Nashorn in einem Zoo zur Welt, ist das immer ein freudiges Ereignis und Anlass für eilige PR-Aussendungen – immerhin sind Nashornbabys ein seltener Anblick und dementsprechend ein Publikumsmagnet. Was nun im Zoo von San Diego geschehen ist, hat aber eine weit darüber hinausreichende Bedeutung.

Das männliche Breitmaulnashorn, das dort nun das Licht der Welt erblickt hat, wurde nämlich durch künstliche Befruchtung gezeugt. Oft genug ist diese Methode in der Vergangenheit erfolglos geblieben – dass sie nun endlich geglückt ist, bedeutet einen Hoffnungsschimmer für entfernte Verwandte des Tiers, die unmittelbar vor dem Aussterben stehen.

Die letzten zwei Exemplare

Das in den afrikanischen Savannen beheimatete Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum) ist das zweitgrößte Landsäugetier der Welt und gliedert sich in zwei Unterarten: das von Namibia bis Simbabwe und Südafrika verbreitete Südliche Breitmaulnashorn und das in Zentralafrika lebende Nördliche Breitmaulnashorn. Von den insgesamt 18.000 bis 20.000 Tieren, die es heute gibt, entfallen nahezu alle auf die südliche Unterart – von der nördlichen gibt es noch ganze zwei.

Und noch schlimmer: Die zwei letzten Exemplare dieser Subspezies sind beide Weibchen. Eigentlich scheint das Aussterben dieser Unterart damit unvermeidlich, doch hat man Vorkehrungen getroffen: So wurden Eizellen, Sperma und andere Zellen von rund einem Dutzend Tiere eingelagert, um ein möglichst großes DNA-Reservoir dieser Unterart zu erhalten.

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Als Sudan, das (vorerst) letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn, im März 2018 starb, schien alle Hoffnung für die Unterart verloren.
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Wissenschafter hoffen, dass in Zukunft Südliche Breitmaulnashorn-Weibchen als Leihmütter für ihre nördlichen Artgenossen dienen könnten. "Die Forscher sind optimistisch, dass auf diese Weise in den nächsten zehn bis 20 Jahren ein Nördliches Breitmaulnashorn geboren werden könnte", teilte der Zoo von San Diego mit. Dass die Hoffnung noch lebt, zeigt die dortige Geburt – es war die erste erfolgreiche künstliche Befruchtung eines Südlichen Breitmaulnashorns in Nordamerika.

Dem noch namenlosen Baby von San Diego indes geht es prächtig. Seine Mutter Victoria war im März 2018 mit Sperma eines Bullen namens Maoto befruchtet worden. Nach 493 Tagen kam das Junge nun zur Welt, die Geburt selbst dauerte etwa 30 Minuten und verlief komplikationslos. "Das Kalb läuft bereits und trinkt regelmäßig", sagte Barbara Durrant, zuständig für das Zuchtprogramm des Zoos.

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Victoria hütet ihren Sprössling.
Foto: AP/Ken Bohn/San Diego Zoo

Victoria und ihr Junges werden vorerst von den Zoobesuchern abgeschirmt. Schon bald könnte das neugeborene Kalb aber einen Spielkameraden bekommen: Ein weiteres Weibchen wurde ebenfalls künstlich befruchtet und wird – wenn die Methode erneut klappt – im September oder Oktober sein Junges zur Welt bringen. (jdo, APA, 31.7.2019)