Leroy Sané wäre aus dem Stand einer der besten Fußballer der Deutschen Bundesliga.

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München – Uli Hoeneß wollte nur seinen Sportdirektor verteidigen. "Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die neue Saison", sagte der Präsident von Bayern München im Februar beim Doppelpass von Sport 1. Eine Kampfansage, um Angriffe auf Hasan Salihamidzic zu entschärfen. Der Sportdirektor hatte den Kader im Sommer 2018 kaum verstärkt, laut Hoeneß eine bewusste Planung. Erst 2019 werde man "klotzen".

Das wäre auch nötig, will der FC Bayern seinem Selbstverständnis gerecht werden: in Deutschland unerreicht, in Europa im Kreis der ganz Großen. Einen Monat nach Beginn der Transferphase stellt sich jedoch die Frage: Was hatte denn Bayern schon alles sicher?

Bislang sind erst drei Transfers fixiert: Innenverteidiger Lucas Hernández von Atlético Madrid sticht mit der Ablösesumme von 80 Millionen Euro hervor, dazu kommen Außenverteidiger Benjamin Pavard (Stuttgart, rund 35 Millionen) und Stürmer Jann-Fiete Arp (HSV, drei Millionen). Pavard und Arp waren bei Hoeneß' Aussage freilich schon offiziell vermeldet.

Die Bayern hinken nach

Man muss von einem Bluff ausgehen, den Hoeneß damals beim Doppelpass lieferte – denn was damals schon "sicher" war, wäre längst offiziell. Dass sich der Präsident des jahrelang so souveränen FC Bayern zu solch einer Aktion hinreißen lässt, offenbart viel über die Schwierigkeiten, die sein Klub auf dem überhitzten Transfermarkt hat.

Hoeneß' Aussagen im "Doppelpass".
SPORT1

Jahrelang echauffierte sich Hoeneß über die eskalierenden Ablösesummen. Man kann dem freilich zustimmen – solange andere Teams das Wettrüsten in absurde Finanzsphären vorantreiben, sind Weltklassekicker dann aber außer Reichweite.

Mit der Rekordablösesumme für den am Knie verletzten Hernández sprang der deutsche Serienmeister erstmals über seinen Schatten, weitere angestrebte Königstransfers manifestierten sich aber nicht. Das schon im Winter heftig umworbene Wunderkind Callum Hudson-Odoi verlängerte schließlich seinen Vertrag bei Chelsea, die ganz großen Weltstars wie Antoine Griezmann schauen ohnehin nicht mehr nach Deutschland.

Sané als letzte Hoffnung

Aber Bayern braucht einen Kracher. Eben für das Selbstverständnis, für Salihamidzic, auch ein bisschen für Hoeneß. Leroy Sané soll den bayrischen Transfersommer retten. Der 23-Jährige liefert für Manchester City zwar nicht konstant, aber doch häufig überragende Partien ab. Ein begeisternder Dribblanski, ein Freigeist, der den Unterschied machen kann. Und, und das macht einen Transfer erst denkbar: ein Spieler, dem City-Trainer Pep Guardiola trotz all dem nicht völlig vertraut. In den entscheidenden Spielen im Saisonfinale blieb Sané meist nur die Jokerrolle.

Sané kann was.
DAZN UEFA Champions League

Der Deutsche dürfte zumindest 100 Millionen Euro kosten. Als sich Bayern-Trainer Niko Kovac hinsichtlich eines Transfers "sehr zuversichtlich" zeigte, pfiff ihn der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge zurück. Man spreche "nicht über Spieler, die bei anderen Vereinen unter Vertrag stehen".

Kovac entschuldigte sich öffentlich bei City. Nur keine persönlichen Befindlichkeiten wecken, die einen Transfer sabotieren könnten. Zu heikel ist die Causa, zu wichtig wäre der Flügelflitzer für den sportlichen Erfolg. Der als Plan B kolportierte Ousmane Dembélé dürfte doch kein Interesse an einem Wechsel an den Weißwurstäquator haben.

Plan Y bis Z

Klappt der große Wurf nicht, gäbe es Trostpflaster, laut Kicker konkret die 22-jährigen Marc Roca (Espanyol Barcelona) und Brais Mendez (Celta Vigo). Dass diese Talente demnächst ein Champions-League-Finale entscheiden, ist aber unrealistisch. Auch Timo Werner könnte wieder eine Option werden, der Dauerflirt zwischen dem Leipzig-Stürmer und Bayern ist aber erkaltet. (schau, 31.7.2019)