Einen sicheren Sieg im letzten Moment zu verspielen – das sei, sagte Barack Obama einst, eine Spezialität der US-Demokraten. Die Geschichte gibt ihm recht: Unzählige Eigenfehler waren es, denen 2016 die Favoritin Hillary Clinton doch noch die Niederlage gegen Außenseiter Donald Trump verdankte – vom schädigenden Konkurrenzkampf mit Bernie Sanders zu Beginn bis zur Konzentration auf die falschen Bundesstaaten am Ende.

Droht das nun wieder? Statt gemeinsam gegen Donald Trump aufzutreten, standen bei der Vorwahldebatte zerstrittene Demokraten auf der Bühne, die einander in den Worten von Elizabeth Warren ausrichteten, "was alles nicht geht und wofür wir auf keinen Fall stehen sollten". Vor wenigen Wochen stellte Kandidatin Kamala Harris Favorit Joe Biden gar in die Nähe des Rassismus.

US-Demokrat Bernie Sanders auf der Bühne der im TV ausgestrahlten Debatte.
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Alles verspielt also? Keineswegs. Aus 2016 den Schluss zu ziehen, dass nicht diskutiert werden dürfe – das wäre zielsicher falsch. Geschadet hat den Demokraten damals vor allem der Eindruck, man habe sich schon frühzeitig auf Clinton geeinigt, Dissens werde erstickt. Richtig ist es, Konflikte jetzt, in der Vorwahlphase, auszutragen – dafür ist sie immerhin da. Anflüge von Rassismus, unrealistische Wirtschaftspläne – all das muss offen kritisiert werden. Nur wer Angriffen standhält, soll gegen Trump antreten – denn nur mit Standhaftigkeit und guten Argumenten ist dieser zu schlagen. Und das ist schließlich das gemeinsame Ziel. (Manuel Escher, 31.7.2019)