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Die US-Polizei, Amazon und sein Tochterunternehmen stehen in der Kritik.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/STEPHEN BRA

Amazons Tochterfirma Ring produziert Türklingeln mit Überwachungskameras, Alarmanlagen und smarte Sicherheitssysteme, die mit Alexa verknüpft werden können. Im Bereich Sicherheit holt sich Ring nun einen essentiellen Partner ins Boot – und zwar US-amerikanische Polizeibehörden, die in Sachen PR auch vertraglich auf der Seite des Unternehmens stehen müssen. Im Gegenzug erhält die Polizei die Möglichkeit, auf Videomaterial von Ring-Produkten zuzugreifen.

Zugriff auf Überwachungskameras

Laut einem Bericht von Motherboard arbeiten mehr als 200 Behörden, quer durch die USA verteilt, mit Amazons Ring zusammen. Durch einen Partnerschaftsvertrag mit dem Überwachungssystem-Hersteller ist es der Polizei möglich, auf Videomaterial von Ring-Nutzern zuzugreifen.

Mit der App "Neighbors" bietet Ring Strafverfolgungsbehörden eine Plattform an, mit welcher sie Ring-Nutzer zu Videomaterial anfragen können. Ob die Nutzer ihre Aufnahmen teilen möchten, obliegt ihnen. Laut Gizmodo würden die betreffenden Personen eine Benachrichtigung über die eigene Ring-App "Neighbors" erhalten und könnten das Material überprüfen, bevor sie entscheiden, ob sie die Aufnahmen mit der Polizei teilen möchten oder nicht.

Polizei als Werbefirma

Die Konditionen des Vertrages, der die Zusammenarbeit ermöglicht, waren zuvor unbekannt und sind vertraulich, doch Motherboard erlangte Zugriff auf die unterzeichnete Absichtserklärung zwischen Ring und der Polizeidienststelle von Lakeland, Florida. Diese zeigt, dass Ring die örtliche Polizei praktisch als "Werbefirma" einsetzt. Laut der Absichtserklärung, ist die Polizei vertraglich dazu verpflichtet, "die Lakeland-Community mit Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen und die Akzeptanz für die Plattform/Applikation zu fördern".

Im Gegenzug zur "Neighbors" Plattform, die der Polizei mit einer Karte aller installierten Ring Kameras und Zugriff auf Videoaufnahmen behilflich sein soll, müssen die Polizeibehörden Einwohnern folglich Ring-Produkte und die dazugehörige App "Neighbors" empfehlen.

Um die Verbreitung dieser App voranzutreiben, machte Ring der Lakeland Polizeibehörde ein weiteres Angebot. Laut Absichtserklärung spendete Ring 15 kostenlose Klingelüberwachungskameras an das Lakeland Police Department und bot an, dass für jeden Download, der aus den Bemühungen der Polizei resultierte, die betreffende Polizeibehörde ein Guthaben für die nächste Überwachungskamera von Ring erhalten würde. "Jeder qualifizierende Download zählt 10 US-Dollar für kostenlosen Ringkameras", heißt es in der Absichtserklärung. Eine Türklingel mit Überwachungsfunktion kostet momentan um die 130 Dollar bei Amazon.

Kontrollierte Presseaussagen

Zusätzlich willigte die Polizeibehörde in Florida ein, alle Äußerungen über die Zusammenarbeit mit Ring zuvor vom Unternehmen autorisieren zu lassen. Um mit Ring zusammenzuarbeiten, müssen die Polizeidienststellen ihren Beamten auch Rollen zuordnen, die für den Ring-Dienst spezifisch sind. Dazu gehört ein Pressekoordinator, ein Social Media Manager und ein Koordinator für die Beziehung zur Community.

Gizmodo informierte sich über die "Pressepakete" von Ring, die an die Polizeipartner in Florida, Kalifornien und Texas ausgesendet wurden. Diese beinhalteten vorgeschriebene Presse-Statements, Facebook- und Twitterpostings sowie "Wichtige Diskussionspunkte", die größenteils wortwörtlich von Polizeibehörden übernommen wurden.

Hier zwei Beispiele zu Twitter-Meldungen, die identisch mit den Vorgaben Rings sind.

Amazons Sicherheits-App "Neighbors"

"Neighbors" ist die App von Ring, die es Nutzern seiner Überwachungssysteme ermöglicht, Videomaterial mit Sicherheitsbehörden zu teilen. Sie besitzt auch eine an soziale Medien erinnernde Funktion, mit der Einwohner Fotos von fremden oder auffälligen Personen teilen können, um die Polizei auf sie aufmerksam zu machen.

"Neighbors" wird vor allem wegen des Racial-Profilings kritisiert. Besonders häufig würden dunkelhäutige Menschen vor den Pranger gestellt und als "verdächtig" bezeichnet werden, schreibt Vice in einem Bericht. Amazon zähle beim Marketing seiner Sicherheits-App vor allem auf die Angst vor Verbrechen ihrer Kunden, um sie dazu zu animieren, selber in der Kriminalitätsbekämpfung aktiv zu werden. (hsu, 01.08.2019)