Die Milchstraße sieht ein bisschen anders aus, als lange Zeit gedacht wurde.
Foto: J. Skowron / OGLE / Astronomical Observatory, University of Warsaw

Warschau – Was würden Astronomen nicht geben, wenn sie einen Blick von außen auf die Milchstraße werfen könnten. Von innen heraus lässt sich die exakte Form unserer Heimatgalaxie nur auf Umwegen bestimmen – doch ein Team von Astronomen aus Polen, den USA und Großbritannien hat eine Möglichkeit gefunden, eine dreidimensionale Karte der Milchstraße zu erstellen. Die Ergebnisse wurden in "Science" veröffentlicht und präsentieren sich im folgenden Video in majestätischer Rotation:

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Das Team um Dorota Skowron von der Universität Warschau bediente sich dabei der Hilfe sogenannter Cepheiden. Das sind Riesensterne, deren Helligkeit durch einen inneren Anregungsmechanismus einer streng periodischen Schwankung unterliegt. Da sie 100- bis 10.000-mal so hell leuchten wie unsere Sonne, sind sie wie kosmische Leuchtfeuer quer durch die ganze Galaxis sichtbar. 2.431 solcher Sterne wurden für die Untersuchung herangezogen.

Anhand seines individuellen Takts lässt sich die absolute Helligkeit eines Cepheiden bestimmen. Aus dem Vergleich mit seiner scheinbaren Helligkeit am irdischen Firmament ergibt sich dann jeweils die Entfernung. Staub, der das Sternenlicht schluckt, könnte das Ergebnis allerdings verzerren. Um diesen Einfluss zu minimieren, untersuchten die Astronomen das Infrarotlicht, da dieses kaum absorbiert wird.

So verteilen sich die Cepheiden über das Sternenmeer der Milchstraße.
Foto: J. Skowron / OGLE, Serge Brunier

Aus den Positionen und Entfernungen der beobachteten Cepheiden kombinierten die Forscher eine Karte der galaktischen Scheibe bis in die Außenbezirke der Milchstraße. Diese zeigt, dass die Scheibe unserer Galaxie etwa ab dem halben Weg vom Zentrum zum Rand an der einen Seite leicht nach "oben" gebogen ist und auf der gegenüberliegenden Seite nach "unten". Das bestätigt frühere Untersuchungen, die allerdings noch kein Gesamtbild ergeben hatten.

"Unsere Karte zeigt, dass die Scheibe der Milchstraße nicht platt ist. Sie ist verbogen und verdreht", fasst Ko-Autor Przemek Mroz das Ergebnis zusammen. "Zum ersten Mal können wir das mit individuellen Objekten in drei Dimensionen zeigen." (red, APA, 3. 8. 2019)

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