Kreuzfahrten boomen, auf der "Mein Schiff 6" sind bald die Philharmoniker unterwegs.

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Die Wiener Philharmoniker bilden einen Trend ab, der in den USA seinen Ausgang genommen hat und mittlerweile auch in Österreich verstärkt da ist: Wer auf Urlaub fährt, entscheidet sich zwischendurch immer öfter für eine Kreuzfahrt.

"Insbesondere Themenkreuzfahrten sind stark im Kommen", sagt Walter Krahl von Ruefa-Reisen. Österreichs größte Reisebürokette, die zum Verkehrsbüro gehört, hat in den vergangenen zwei Jahren zweistellige Zuwachsraten in dem Segment verzeichnet und rechnet heuer nochmals mit einem fünf- bis sechsprozentigen Plus. Zu den Themenkreuzfahrten zählt auch jene mit den Wiener Philharmonikern, auch wenn diese eine ganz spezielle ist.

Vom 20. bis 29. September 2020 werden bis zu 70 Musiker des weltberühmten Orchesters an Bord von Mein Schiff 6 sein, das Tui Cruises gehört. Es ist dies bereits die sechste Konzertkreuzfahrt, die der Kärntner Reiseveranstalter MS6 unter der Marke "Meer und Musik" mit den Philharmonikern durchführt. Zurück geht das auf eine Idee von Michael Springer. Er ist Chef des Familienunternehmens, selbst Klassikliebhaber und auch Kreuzfahrtfan.

Von Neapel nach Kreta

"Musikliebhaber auf Tuchfühlung mit Mitgliedern eines so berühmten Orchesters wie den Wiener Philharmonikern zu bringen" – das sei seine Überlegung gewesen, bevor im Jahr 2008 das Experiment, Orchester und Musikliebhaber auf ein Schiff zu bringen, erstmals gewagt wurde. Alle bisherigen Kreuzfahrten auf unterschiedlichen Routen im Mittelmeer und in der Ostsee seien einige Monate vor Reiseantritt ausgebucht gewesen, sagte Springer.

Für die sechste Auflage hat Springer 600 der insgesamt 1200 Kabinen auf Mein Schiff 6 gechartert. Die Route führt von Neapel über Palermo nach Malta, von dort über Santorin nach Athen und weiter nach Heraklion auf Kreta. Das günstigste Arrangement kostet 4630 Euro – Konzerte an Land sowie Orchesterproben und Recitals an Bord des Schiffes inklusive. Das teuerste Arrangement, eine Suite über zwei Stockwerke, schlägt mit 11.800 Euro zu Buche. "Davon gibt es nur eine auf dem Schiff, und die ist bereits verkauft", sagte Michaela Springer, Tochter des Firmengründers.

Neben Themenkreuzfahrten würden auch Expeditionen mit kleineren Schiffen in schwer zugängliche Regionen immer stärker nachgefragt, sagt Ruefa-Geschäftsführer Krahl, der auch die Philharmonikerreise vermarktet. Darauf hat sich etwa Hapag-Lloyd spezialisiert, die mit drei Schiffen für jeweils 240 bis 250 Personen in diese Nische stoßen. Mit einem davon geht es im Jänner in die Antarktis, die Reise sei bereits ausverkauft, sagt Krahl.

Dass im Kreuzfahrtsegment in Österreich noch Luft nach oben ist, zeigt ein Vergleich mit Deutschland: Dort wurden 2018 insgesamt 2,2 Millionen Kreuzfahrtpassagiere gezählt, in Österreich waren es etwa 135.000. Geht man davon aus, dass Deutschland zehnmal mehr Einwohner hat, müssten es in Österreich 220.000 sein, um Gleichstand zu haben. (Günther Strobl, 2.8.2019)