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Will Hurd bei einem Fernsehinterview am Kapitol.
Foto: AP Photo / J. Scott Applewhite

William Ballard Hurd war in seinem Leben schon vieles: ein Undercover-Agent der CIA, der einzige schwarze Republikaner im Repräsentantenhaus und einer der schärfsten innerparteilichen Kritiker von US-Präsident Donald Trump. Nun hat er am Freitag seinen Rückzug bekanntgegeben: "Ich habe mich entschieden, mich nicht um meine Wiederwahl im 23. Bundeswahlkreis von Texas zu bemühen", schrieb Hurd auf Twitter. "Ich möchte Möglichkeiten außerhalb der Hallen des Kongresses verfolgen, um Probleme an der Schnittstelle von Technologie und nationaler Sicherheit zu lösen."

Mit dieser doch überraschenden Ankündigung gehört Hurd zu einer wachsenden Riege an Kongress-Republikanern, die sich aus der Politik zurückziehen. Innerhalb der vergangenen zwei Wochen haben sechs Abgeordnete ihre Mandate zurückgelegt.

Drohnen statt Mauern

Als Abgeordneter galt Will Hurd als Experte für neue Technologien, Sicherheit und Geheimdienste. Es sind Themen, für die sein Herz schlägt. Wenn er sich Trumps Ideen widersetzte, dann meist nicht aus moralischen Gründen, sondern weil er sie für schlecht durchdacht hielt. So lehnte Hurd, dessen Wahlbezirk in weiten Teilen direkt an Mexiko grenzt, die Errichtung einer Mauer strikt ab. Dabei stand er der Migration durchaus kritisch gegenüber, nur war die Grenzmauer in seinen Augen eine "Lösung aus dem dritten Jahrhundert für ein Problem aus dem 21. Jahrhundert". Eine Überwachung der Grenzregion mittels Glasfaserkabeln, Sensoren, Drohnen, Radargeräten und mehr Personal sei viel sinnvoller.

Seit Jahresbeginn stimmte Hurd nur in der Hälfte aller Fälle im Sinne des Präsidenten. Dabei ist er ein Republikaner durch und durch. Laut der Non-Profit-Organisation Vote Smart unterstützte Hurd Gesetze, die den Zugang zu Abtreibungen erschweren, trat für stärkere militärische Interventionen der USA im Nahen Osten ein und lehnte sowohl eine Regulierung der Treibhausgasemissionen durch die Regierung als auch striktere Waffengesetze ab. Seine Verweigerung blinden Parteigehorsams beruhte – so bekommt man den Eindruck – allein auf kühlen Fakten und klarer Expertise.

Eine Partei, die Amerika ähnlich sieht

Im Kampf für seine Überzeugungen scheute Hurd auch vor deutlicher Kritik am Präsidenten nicht zurück. Besonders die mutmaßliche Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf besorgte den Sicherheitsexperten. Vergangenen Sommer erschien ein Text mit dem Titel "Trump wird von Putin manipuliert. Was sollen wir tun?" in der "New York Times", den Hurd verfasst hatte. Seine Linie, die konsequent jenseits jeder Parteiräson verlief, brachte ihm von seinen Parteikollegen eine Mischung aus Ratlosigkeit und Respekt ein.

In den vergangenen Monaten war jedoch zu spüren, dass der kühle Stratege zunehmend frustriert war. Grundlegende Prinzipien – etwa andere Menschen nicht aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Sexualität zu diskriminieren – schienen in seiner Partei plötzlich ausgesetzt zu sein.

Als Trump in einer Twitter-Tirade US-Demokratinnen mit angeblich ausländischen Wurzeln beschimpfte, war Hurd einer von nur vier Republikanern, die dafür stimmten, die Äußerungen des Präsidenten zu verurteilen. "Ich finde diese Tweets rassistisch und fremdenfeindlich", sagte er dem Fernsehsender CNN. "Das ist ein Benehmen, das dem Anführer der freien Welt nicht zu Gesicht steht."

Nun verabschiedet sich Hurd aus dem Kongress. "Ich werde mich weiter in der Politik engagieren, um sicherzustellen, dass die Republikanische Partei Amerika ähnlich sieht", schrieb er dazu auf Twitter. (Ricarda Opis, 2.8.2019)