Ein Mann hat am Montagnachmittag in Frankfurt eine Frau und ihren achtjährigen Sohn direkt vor einen einfahrenden Zug gestoßen. Erstere konnte sich noch retten, das Kind starb auf den Gleisen. Der Eritreer befand sich, wie später bekannt wurde, in psychiatrischer Behandlung und wurde gerade wegen häuslicher Gewalt gesucht. Der Mann hatte eine Nachbarin mit einem Messer bedroht. Er war verheiratet, hatte drei Kinder und lebte seit 2006 in der Schweiz.

Angebliches Foto von Opfer

Das vermeintliche Bild des Buben.
Foto: screenshot

In sozialen Medien sorgt der Fall für hitzige Debatten. Besonders in rechten Kreisen wird ein Foto eines kleinen Buben gemeinsam mit einem Text geteilt. Vor allem auf Whatsapp verbreitet sich das Bild, das angeblich den kleinen "Oskar" zeigt, der erst kürzlich acht Jahre alt geworden sei. "Ein gesuchter Gewalttäter ohne Aufenthaltserlaubnis stieß ihn unter die Räder des 100 Tonnen schweren ICE", heißt es.

Stock-Photo, falscher Name

Die Faktenchecker bei Mimikama, die sich auf die Aufklärung von Fake-News und Fälschungen im Netz spezialisiert haben, haben sich das Foto genauer angesehen. Demnach handelt es sich nicht um das tatsächliche Opfer, sondern um ein Stock-Photo. Es wird vorwiegend genutzt, um Kinderfrisuren zu präsentieren.

Es stimmt höchstwahrscheinlich auch nicht, dass der Achtjährige Oskar heißt – schließlich wurde sein Name nie von den Behörden verlautbart. Zudem wurde der Täter in der Schweiz, nicht in Deutschland gesucht. Üblicherweise wird bei Delikten wie häuslicher Gewalt zunächst landesweit gefahndet. Sein Grenzübertritt war, soweit bekannt, legal.

Tat lässt sich "politisch besser instrumentalisieren"

Mimikama schreibt, dass das Bild die Tat verbildliche – "das Opfer bekommt ein Gesicht, die Wut auf den Täter wird damit noch intensiver". Durch die Beschreibung werde suggeriert, man hätte die Tat verhindern können. "Zwar geschah erst kurz vorher eine ähnliche Tat in Voerde, doch darüber wird sich weitaus weniger aufgeregt, in diesem Fall jedoch schon, da der vermeintliche Täter ein Eritreer ist, die Tat somit politisch besser instrumentalisiert werden kann", schreiben die Faktenchecker. Der besagte Mann war polizeibekannt. (red, 2.8.2019)