Die südkoreanischen Fans wollten Cristiano Ronaldo sehen.

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Erst Schmähgesänge, dann die Klagewelle der Fans – und nun sogar ein Vergleich mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un: Der Testspielärger um Cristiano Ronaldo wird zum Politikum. Weil der Star von Juventus Turin bei einem Gastspiel in Südkorea nicht aufgelaufen ist, mischen sich inzwischen selbst führende Köpfe des Landes in den Konflikt ein.

Na Kyung-won, führende Oppositionspolitikerin in der Nationalversammlung, ließ sich Berichten zufolge zu einem Vergleich mit Nordkoreas Machthaber hinreißen. "Kim Jong-un und Ronaldo haben eines gemeinsam: Beide sehen Südkorea als Schwächling", wird die 55-Jährige zitiert. Es ist zweifellos der Höhepunkt der seit Tagen schwelenden Posse um den Nichteinsatz des Portugiesen.

K-League sauer

Parallel dazu meldete sich auch die K-League mit Kritik zu Wort. Eine Woche nach der Partie in Seoul warf sie Juve "Täuschung" vor und forderte eine "ernsthafte Entschuldigung", weil Ronaldo anders als abgemacht nicht gegen das südkoreanische Allstar-Team zum Einsatz gekommen war.

"Ronaldo hat keine Minute gespielt, im Widerspruch zur Garantie im Vertrag, dass er mindestens 45 Minuten spielen wird", teilte die K-League mit. Die Juve-Erklärung, der 34-Jährige sei aus medizinischen Gründe geschont worden, akzeptierte die Liga nicht. "Wenn er nicht spielen konnte, wäre es eine offensichtliche Täuschung, Ronaldo als Ersatzspieler in die Aufstellung zu nehmen."

Angedrohte Klagswelle

Zuvor hatte es bereits die Ankündigung einer Klagswelle von mehr als 2.000 enttäuschten Fans gegen die Veranstalteragentur gegeben. 65.000 Zuschauer waren im ausverkauften WM-Stadion in Südkoreas Hauptstadt bei Ticketpreisen zwischen 23 und 300 Euro dabei. Viele von ihnen waren vor allem wegen Ronaldo gekommen.

Schon während der Partie machten die Fans ihrem Unmut Luft, indem sie immer wieder "Messi, Messi"-Gesänge anstimmten. Als sich abzeichnete, dass Ronaldo nicht mehr zum Einsatz kommen würde, verließen viele Zuschauer vorzeitig das Stadion.

Tränen

Die Geschäftsführerin der veranstaltenden Agentur, Robin Zhang, hatte dem südkoreanischen Fernsehsender SBS daraufhin unter Tränen geschildert, dass sie sich bei Juves Vizepräsident Pavel Nedved noch während des Spiels beschwert habe. Der frühere tschechische Ausnahmespieler entgegnete jedoch, dass Ronaldo nicht spielen wolle und er nichts tun könne. Zhang kündigte an, eine Lösung für die enttäuschten Fans zu finden.

Schon der Anpfiff der Partie hatte sich um eine Stunde verzögert, weil Juves Flieger verspätet gelandet war. Die Gäste baten dann um eine Polizeieskorte zum Stadion und eine Verkürzung der Spielzeit auf 40 Minuten pro Halbzeit. Die K-League zeigte sich "empört und enttäuscht" über das "unverantwortliche Verhalten" der Italiener. (sid, 2.8.2019)