Einen Blick auf den teilweise nach Österreich zurückgeholten Goldschatz wagten im Juli des Vorjahres der inzwischen abgelöste Nationalbank-Direktor Kurt Pribil und Gouverneur Ewald Nowotny.

Foto: OeNB

Nach 20-jähriger Gültigkeit werden internationale Notenbanken, darunter die EZB, die OeNB und 20 weitere Zentralbanken, ihre Übereinkunft über die Verkäufe ihrer Goldreserven im September auslaufen lassen. Damit koordinierten sie seit 1999 ihr Vorgehen, um den Goldmarkt nicht übermäßig zu belasten. Inzwischen ist diese Vereinbarung weitgehend obsolet geworden, da seit der Finanzkrise die betroffenen Währungshüter ohnedies keine nennenswerten Goldverkäufe tätigten.

Die Goldreserven der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) liegen jedenfalls seit 2007 konstant bei 280 Tonnen des Edelmetalls. Ende der 1990er-Jahre waren freilich noch 657 Tonnen Gold in ihrem Besitz. Rund 22 Tonnen des Bestandes wurden seither bei der EZB hinterlegt, der Rest über den Markt veräußert. Zu- oder Verkäufe sind laut OeNB-Sprecher Christian Gutlederer derzeit nicht angedacht.

Symbolische Wirkung

Dementsprechend hat das Ende des Goldabkommens für den Rohstoffexperten Eugen Weinberg von der Commerzbank eher "symbolische Wirkung". Tatsache sei jedoch, dass die Notenbanken im Vorjahr das meiste Gold seit den 1970er-Jahren gekauft und damit auch zu den Preisanstiegen des Edelmetalls beigetragen hätten. "Das ist ein Trend, der anhalten sollte", sagt Weinberg. Denn vor allem die Notenbanken vieler Schwellenländer langen seit Jahren kräftig bei dem Edelmetall zu, um ihre geringen Goldreserven aufzustocken. Diese liegen Weinberg zufolge in vielen dieser Staaten bei deutlich unter zehn Prozent.

Nach Angaben des World Gold Council, des Branchenverbands der Minenindustrie, betrug der Goldanteil im globalen Durchschnitt Ende 2018 elf Prozent. Zum Vergleich: In Österreich steuert das Edelmetall derzeit etwas mehr als 51 Prozent zu den Währungsreserven im Gesamtwert von 21,6 Milliarden Euro bei.

Dass in den Notenbanken der entwickelten Staaten ein Umdenken stattgefunden hat, zeigt Weinberg zufolge, dass Griechenland selbst auf dem Höhepunkt der Krise seine Goldreserven nicht angetastet hat. Auch Italien, wo zuletzt Überlegungen über Goldverkäufe die Runde machten, rät der Commerzbank-Experte dringend davon ab. Warum? Die Märkte würden es als "Verzweiflungstat" ansehen, der langfristige Schaden für Stabilität und Ansehen sei weit größer als der Nutzen einer kurzfristigen Geldspritze.

Doch nicht nur die direkten Transaktionen der Währungshüter am Goldmarkt bewegen den Preis, sondern auch deren Geldpolitik. Da das Edelmetall keine Zinsen abwirft, steht es in Konkurrenz zu verzinsten Anlageprodukten. Bereits im Vorfeld des sich abzeichnenden Kurswechsels der US-Notenbank Fed zu tieferen Zinsen ist das Dollar-Zinsniveau gesunken, während in der Eurozone die kurzfristigen Marktzinsen sogar negativ sind. Also ein gutes Umfeld für Gold.

Im Aufwärtstrend

Was erwartet Weinberg für die weitere Entwicklung? Für ihn ist Gold trotz der jüngsten Kursanstiege "immer noch langfristig attraktiv". Man müsse allein deshalb mit steigenden Preisen rechnen, "weil die Notenbanken alles tun, um den Wert ihrer Währungen zu unterminieren". Sprich, die eigene Währung soll im Vergleich zu anderen tief gehalten werden, um die Exportwirtschaft zu unterstützen. Ausfuhren in andere Währungsräume werden dadurch im Vergleich zur dort ansässigen Konkurrenz billiger.

Zudem weist der Commerzbank-Experte darauf hin, dass der Goldpreis mit derzeit knapp 1440 Dollar erstmals die Marke von 1380 Dollar nachhaltig übersprungen hat, was im zuvorliegenden jahrelangen Seitwärtstrend nicht gelungen sei. Aus Sicht der Charttechnik, wie die Analyse von Kursverläufen bezeichnet wird, gilt das als Anzeichen weiterer Kursgewinne.

Sicherer Hafen

Das bisherige Rekordhoch markierte Gold in weiterer Folge der Finanzkrise im Jahr 2011 bei etwas mehr als 1900 Dollar. Denn das Edelmetall gilt als sogenannter sicherer Hafen und damit als weitgehend krisensicher. Besonders wird dem Edelmetall auch eine Schutzfunktion in Bezug auf Inflation zugeschrieben.

Obwohl Österreich den Bestand konstant hält, ist doch Bewegung in die Goldreserven gekommen. Ein Großteil davon ist nämlich in den vergangenen Jahren aus Großbritannien nach Österreich und in die Schweiz überführt worden. Aktuell werden 140 Tonnen im Inland gelagert, 56 Tonnen bei den Eidgenossen und 84 Tonnen weiterhin in Großbritannien. (Alexander Hahn, 4.8.2019)