Plastikmüll schwimmt auch zwischen den Mangroven im honduranischen Roatan. Vor der Küste des Staates erstreckt sich außerdem eine riesige Müllinsel, um die die Behörden mit Guatemala streiten.

Foto: ORLANDO SIERRA / AFP

Schwimmende Müllberge, schwindende Strände und nun auch noch eine Algenplage: An den einst paradiesischen Stränden der Karibik sind die Folgen der modernen Konsumgesellschaft diesen Sommer geballt zu beobachten. Während in Mexiko Freiwillige die Strände von Tonnen stinkender Algen befreien, lässt Kubas Regierung den schwindenden Sandstrand Varadero aufschütten.

Derweil streiten sich Honduras und Guatemala, wer für die Beseitigung einer schwimmenden Müllinsel in der Südkaribik zuständig ist. Strömungen schwemmen die Überreste der Wohlstandsgesellschaft periodisch an die Küste der beiden Länder. Die Müllinsel wurde vor vier Jahren zum ersten Mal gesichtet.

Abfälle der Kreuzfahrtschiffe

Guatemala und Honduras geben dem jeweils anderen die Schuld daran. In beiden Ländern funktioniert die Müllentsorgung miserabel, Recycling ist inexistent. Viele Dörfer entsorgen den Müll, indem sie ihn in Flüsse werfen, die in die Karibik münden. Verschärft wird die Krise Umweltschützern zufolge von den Abfällen der Kreuzfahrtschiffe und Fischfangflotten.

Die Regierungen wollen nun vor internationalen Gerichten klären, was zu tun ist – und legen derweil die Hände in den Schoß. Alarmiert organisieren sich die Anwohner. "Ich weiß nicht, ob der Müll aus Honduras oder Guatemala stammt, aber das ist ein widerlicher Infektionsherd", sagt Carlos Fonseca aus der honduranischen Hafenstadt Omoa, Er und seine Nachbarn säubern jeden Morgen den Strand. "Aber am Abend haben wir die gleiche Sauerei wieder", sagt er der BBC.

Algenpest in Mexiko

Auch in Mexiko fühlt sich die Regierung nicht zuständig für die Algenpest entlang der Badeorte der Halbinsel Yucatan. Der Grund: die von Präsident Andrés Manuel López Obrador verhängte Ausgabensperre, die das Staatsbudget sanieren soll. Hier wurde die Seegrasplage vor rund fünf Jahren zum ersten Mal gesichtet.

Eine mögliche Kombination aus Klimawandel, Verschmutzung durch den Einsatz von Düngemitteln sowie eine Änderung der Meeresströmungen gelten als Auslöser. Seither wiederholt sich die Situation in immer kürzeren Abständen.

Barbados verhängte deshalb im Juni sogar den Notstand. Satellitenbildern zufolge ist der Algenteppich diesen Sommer dreimal so groß wie im Vorjahr. "Wenn das Problem nicht rasch angegangen wird, droht eine ökologische Katastrophe", warnt die Forscherin Brigitta Ine van Tussenbroek. "Zu viele Algen entziehen dem Meer den Sauerstoff, und dies verursacht Veränderungen im Ökosystem", so die Wissenschafterin.

Reinigungsbrigaden

Auch in Yucatan sind es vor allem Hoteliers und freiwillige Anrainer wie Einwohner der Insel Holbox, die aktiv werden. "Wir müssen uns doch um unsere Touristen kümmern", sagt der Fischer und Touristenführer Zacarias, der zur örtlichen Reinigungsbrigade gehört. Doch weil die Mengen Algen so riesig sind, können die Freiwilligen nur kleine Schneisen und Abschnitte freilegen.

Der Tourismus ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein, gerade der arme, kaum industrialisierte Südwesten Mexikos hängt von ihm ab. Einziger Trost für die Unternehmer: Die Regen- und Hurrikansaison von Mai bis September ist eine schwach besuchte Nebensaison. Die Branche arbeitet bereits alternative Ferienkonzepte aus. Sie will künftig verstärkt auf Angebote im Kultur- und Abenteuertourismus setzen oder den Golftourismus fördern.

Schwindender Sand

Kuba kämpft derweil mit dem steigenden Meeresspiegel und der Erosion seiner Strände. Durchschnittlich 1,2 Meter Sand pro Jahr gehen offiziellen Angaben zufolge den Stränden jährlich verloren. Erst Ende Juli begann die Regierung in Varadero mit der Restauration. 1,5 Millionen Kubikmeter Sand sollen bis Oktober aufgeschüttet werden – rechtzeitig zur Hochsaison. Der Tourismus ist gemeinsam mit den Überweisungen der Exilkubaner die wichtigste Devisenquelle des sozialistischen Eilands. (Sandra Weiss, 3.8.2019)