Mehrere Menschen wurden bei einer Schießerei in einem Einkaufszentrum in Texas getötet.

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El Paso – Ein Schütze hat in einem Einkaufszentrum in der Grenzstadt El Paso im US-Bundesstaat Texas das Feuer eröffnet und mindestens 20 Menschen getötet. 26 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte El Pasos Polizeichef Greg Allen am Samstagabend. Der mutmaßliche Todesschütze habe sich der Polizei ergeben. Nach offiziellen Angaben handelt es sich um einen 21-jährigen Mann aus der Nähe von Dallas.

Allen sagte, es gebe ein Manifest, das womöglich auf ein Hassverbrechen schließen lasse. Es sei allerdings noch nicht bestätigt, ob das Manifest tatsächlich von dem Verdächtigen stamme. Dies werde derzeit überprüft. Auch wegen "Inlandsterrorismus" wird seitens des FBI ermittelt.

Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, kündigte bei einer Pressekonferenz an, die Strafverfolgung werde sich nicht nur auf den Vorwurf des Mordes, sondern auch auf den eines Hassverbrechens konzentrieren. Das deutet darauf hin, dass es sich möglicherweise um einen rassistischen Hintergrund handeln könnte.

Drei mexikanische Todesopfer

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador teilte in einer Videobotschaft mit, unter den Toten seien drei Mexikaner. Nach Angaben des mexikanischen Außenministeriums wurden sechs weitere Mexikaner verletzt, darunter ein zehnjähriges Mädchen.

Polizeichef Allen sagte, der erste Notruf sei um 10.39 Uhr Ortszeit (18.39 Uhr MESZ) eingegangen. Sechs Minuten später sei die Polizei vor Ort gewesen. Die Szenerie am Tatort sei "schrecklich" gewesen. Ein Polizeisprecher sagte, die meisten Opfer seien in einem Walmart in dem Ladenkomplex von Schüssen getroffen worden. Der Supermarkt sei zum Zeitpunkt des Angriffs voll gewesen. Der Sprecher schätzte, dass sich dort zwischen 1.000 und 3.000 Menschen aufhielten. Der Schütze habe bei der Tat ein Gewehr benutzt.

El Pasos Bürgermeister Dee Margo sagte, der Verdächtige stamme nicht von dort. Nach US-Medienberichten kam er aus der Stadt Allen nördlich von Dallas, rund 930 Kilometer Luftlinie von ElPaso entfernt. El Paso liegt unmittelbar an der Grenze zu Mexiko und hat rund 680.000 Einwohner. Nach Angaben des Bürgermeisters bestätigten sich Meldungen über einen zweiten Schützen nicht.

Kontroverse um Walmart

Der Sender CNN berichtete, Familien hätten in dem Walmart in dem Ladenkomplex für den bevorstehenden Beginn des neuen Schuljahres eingekauft. Auch rund 100 Walmart-Mitarbeiter seien in dem Supermarkt gewesen. Der älteste Verletzte sei 82 Jahre alt. Der Konzern zeigte sich schockiert über die Geschehnisse. Man bete für die Opfer, hieß es in einer Twitternachricht von Walmart. Walmart kam jedoch selbst sofort ins Kreuzfeuer der Kritik in Sozialen und traditionellen Medien, handelt es sich bei Walmart doch um einen der größten Waffenverkäufer weltweit.

Die Polizei rief die Menschen in El Paso dazu auf, Blut zu spenden. Gouverneur Abbott sagte bei einer Pressekonferenz am Samstagabend in El Paso, es hätten sich Schlangen von Menschen gebildet, die Blut spenden wollten. "Jetzt ist es an der Zeit für Texaner, zusammenzukommen und sich gegenseitig zu unterstützen." Abbott sprach von einer "abscheulichen" Gewalttat.

Tabitha Estrada, Mitarbeiterin eines Ladens in dem Einkaufszentrum, sagte CNN, sie habe sich mit Kunden im hinteren Teil des Geschäfts versteckt gehabt. Viele ihrer Kunden seien aus Mexiko gewesen. "Es ist surreal, dass das in unserer Stadt passiert, weil ich El Paso nie als einen hasserfüllten Ort kennengelernt habe." Sie fügte hinzu, erst vor rund einem Monat habe die Polizei in dem Einkaufszentrum eine Übung für einen möglichen Amokschützen abgehalten.

Trump twittert von "feiger Tat"

US-Präsident Donald Trump nannte die "hasserfüllte Tat" nicht nur tragisch, "es war ein Akt der Feigheit". Es gebe keine Rechtfertigung dafür, unschuldige Menschen zu töten, schrieb er auf Twitter. Trump sagte dem Gouverneur von Texas die volle Unterstützung der Regierung in Washington zu. "Gott sei mit Euch allen!", fügte er hinzu. Öffentliche Ansprache gab es bisher keine.

Trump wurde nach Angaben des Weißen Hauses laufend über die Lage vor Ort unterrichtet. Der Präsident habe mit Justizminister William Barr und Gouverneur Abbott gesprochen, erklärte Vizesprecher Steven Groves. Kritiker werfen Trump vor, mit seinen Äußerungen Rassismus zu befeuern. Zuletzt sah er sich wegen persönlicher Angriffe auf einen schwarzen Abgeordneten der Demokraten Rassismusvorwürfen ausgesetzt. Regelmäßig greift der republikanische Präsident auch Migranten aus Lateinamerika an, die auf illegalem Wege in die USA kommen wollen.

Regelmäßig Attentate

In den USA kommt es immer wieder vor, dass in Einkaufszentren, an anderen öffentlichen Orten oder auch in Schulen Menschen durch Schüsse getötet werden. Bemühungen für schärfere Waffengesetze laufen seit Jahren ins Leere – vor allem, weil Trumps Republikaner dagegen sind. Die mächtige Waffenlobbyorganisation NRA bekämpft vehement jeden Versuch, Waffenbesitz stärker zu regulieren. Auch Trump ist dezidiert gegen eine Einschränkung des in der US-Verfassung verankerten Rechts auf Waffenbesitz.

Erst am Dienstag waren zwei Menschen im Bundesstaat Mississippi in einem Walmart durch Schüsse getötet worden. Am Sonntag vergangener Woche hatte ein 19-Jähriger während eines Festivals in der Kleinstadt Gilroy in Nordkalifornien das Feuer eröffnet und drei Menschen getötet. Der Schütze wurde von Polizisten am Tatort erschossen.

Im texanischen Sutherland Springs waren im November 2017 26 Menschen getötet worden, als ein Schütze in einer Kirche das Feuer eröffnete. Der 26 Jahre alte Täter erschoss sich anschließend selber.


In einem Einkaufszentrum in El Paso im Bundesstaat Texas kam es am Samstag zu einer Schießerei. Mehrere Menschen wurden bei dem Angriff getötet, bestätigt das Büro des Bürgermeisters in El Paso. Um wie viele Opfer es sich genau handelt, sei jedoch noch unklar. Nach Angaben der Behörden wurden bis zu 22 Menschen verletzt und in umliegende Krankenhäuser transportiert. Ein Verdächtiger wurde festgenommen, wie ein Sprecher der Polizei bestätigte. Zuvor war auf Behördenseite von drei Festnahmen die Rede. Über mögliche Motive ist bislang nichts bekannt.

Ein Sprecher der Polizei erklärte, nach dem Vorfall in dem Einkaufszentrum Cielo Vista bestehe inzwischen keine unmittelbare Bedrohung mehr. Der Tatort sei jedoch noch nicht gesichert. Ein Großaufgebot der Polizei ist vor Ort und sucht die Gegend ab, wie CNN berichtet. Details zu der Suche gibt die Polizei aus einsatztechnischen Gründen noch nicht bekannt. Zuvor warnte die Polizei die Bevölkerung via Twitter von der Cielo Vista Mall fernzubleiben. Es könnten mehrere Schützen aktiv sein und die "Szene" sei noch in Gang.

Schüsse in Walmart

Die Cielo Vista Mall gilt vor allem am Wochenende als sehr gut besucht und als das populärste Einkaufszentrum der rund 700.000-Einwohner Stadt im Südwesten von Texas. Der Angriff hatte am Vormittag (Ortszeit) in der Nähe eines Supermarktes der Kette Walmart begonnen. Eine Frau, die zum Einkaufen kam, sagte auf Fox News, bei der Parkplatzsuche habe sie etwas wie "sehr lautes Feuerwerk" gehört. Als sie sich dann Richtung Ausfahrt gewandt habe, habe sie einen Mann in schwarzem T-Shirt und Hose mit Tarnmuster gesehen, der offenbar ein Gewehr getragen habe.

Die unmittelbaren Reaktionen der Menschen vor Ort waren durchaus unterschiedlich. Viele verließen das Einkaufszentrum in Ruhe. Auf Twitter kursieren jedoch auch Videos von Menschen, die in Panik flüchteten.

Der örtliche Sender KTSM meldete, 18 Menschen seien von Schüssen getroffen worden. Das Ausmaß ihrer Verletzungen sei nicht bekannt. Augenzeugen berichteten von mindestens einer Person mit einer tödlichen Kopfverletzung und mehreren Menschen mit blutiger Kleidung.

Die lokalen Krankenhäusern steuerten offenbar auf einen Engpass bei den Blutreserven zu. Ein Krankenhaussprecher bat in einem CNN-Interview die Bevölkerung um Hilfe – man sei auf weitere Blutspenden angewiesen.

Politische Reaktionen

"Es ist eine absolute Tragödie", sagt El Pasos Bürgermeister Dee Margo. Er sei mit seinen Gedanken bei den Familien der Opfer. Beto O'Rourke, der Kandidat der demokratischen Partei für die US-Präsidentenwahl 2020 werden möchte, zeigte sich ebenfalls schwer betroffen. Mit merklich zittriger Stimme sprach er den Familien und Opfern sein Beileid aus. Er glaube aber auch daran, dass El Paso stark genug wäre, um diese "truly heartbreaking" Tragödie durchzustehen.

Auch US-Präsident Donald Trump meldete sich via Twitter zu Wort. Er sei mit den lokalen Behörden in Kontakt und sicherte die volle Unterstützung der Regierung zu.

Bereits drittes Shooting in einer Woche

Angriffe von Schützen mit mehreren Opfern – auf Englisch "mass shootings" genannt – sind den USA vergleichsweise häufig. In den USA kam es in der vergangenen Woche zu zwei ähnlichen Vorfällen. Zwei Angestellte wurden in einem Walmart in Mississippi erschossen. Drei weitere wurden bei getötet, nachdem ein 19-Jähriger während eines Festivals in der Kleinstadt Gilroy in Nordkalifornien das Feuer eröffnet hatte. Nach besonders schweren Gewalttaten wird in den Vereinigten Staaten immer wieder über eine Verschärfung des Waffenrechts diskutiert. Präsident Trump lehnt dies ab. (red, 3.8.2019)