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Der beschlagnahmte Tanker transportiert 700 Tonnen Öl und ist damit eines der kleineren Exemplare.

Foto: Reuters/Press TV

Der Irak hat jegliche Verbindung zu dem jüngsten im Iran beschlagnahmten Öltanker abgestritten. Mit Schiffen dieser geringen Größe habe das Land nichts zu tun, teilte das irakische Ölministerium am Sonntagabend mit. Zuvor hatte die staatliche iranische Nachrichtenagentur IRNA gemeldet, dass es sich bei dem gestoppten Schiff um den irakischen Tanker Hita handle.

Der Tanker soll 700.000 Liter Dieselöl in arabische Staaten geschmuggelt haben, hieß es. Bagdad verneinte die Anschuldigungen Teherans: Das Ölministerium beschränke seinen Handel auf den Export von Rohöl und anderen Erdölerzeugnissen. Dieser Handel laufe gemäß der international anerkannten Rahmenbedingungen und unterliege den üblichen Kontrollen, teilte ein Sprecher des Ministeriums mit.

Ein Sprecher der IRGC-Marine sagte der Nachrichtenagentur Fars am Sonntag, die Beschlagnahmung sei bereits am 31. Juli erfolgt. Der Eigner wurde nicht genannt.

Rätsel um Riah

Anfang Juli hatten sich der Iran und Großbritannien mit wechselseitigen Beschlagnahmen von Tankern in eine diplomatische Krise manövriert. Vor Gibraltar wurde der unter der Flagge Panamas fahrende Supertanker Grace 1 mit Öl aus dem Iran gestoppt. Der Vorwurf: von der EU untersagte Lieferungen an Syrien. Dies ist jedoch umstritten. Teheran sprach von Piraterie.

Allerdings erinnert der jüngste Vorfall eher an die Affäre um den Tanker Riah. Mitte Juli hatten die Revolutionsgarden den Tanker unter dem Vorwurf des Ölschmuggels festgesetzt und die sieben Mann Besatzung verhaftet. Doch bis heute ist unklar, wem der mit 68 Metern Länge relativ kleine Tanker gehört. Die Riah fuhr unter der Flagge Panamas, der letzte registrierte Eigner aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erklärte, das Schiff gehöre ihm nicht mehr.

Spannungen

Am 14. Juli setzte der Iran nach eigenen Angaben einen ausländischen Öltanker mit angeblich einer Million Liter geschmuggelten Öls im Persischen Golf fest. Vier Tage zuvor hatten drei iranische Boote in der Straße von Hormus versucht, den Öltanker British Heritage zu stoppen. Am 19. Juli brachten die Iranischen Revolutionsgarden dann in der Straße von Hormus den britischen Öltanker Stena Impero auf. Zur Begründung hieß es, das Schiff habe internationale Regeln der Seefahrt nicht eingehalten, sein GPS-System ausgeschaltet und umweltschädliche Materialien an Bord. Beide Seiten sprachen von Piraterie.

Seither wird von den USA und Großbritannien angedacht, die internationale Seestraße mit einer internationalen Militärmission zu schützen, London hatte zuvor eine europäische Führungsrolle dabei angeregt. Auch Deutschlands Beteiligung wird gefordert, Berlin sträubt sich bisher allerdings.

Ex-General befürchtet Eskalation

Der frühere US-General David Petraeus fürchtet eine unbeabsichtigte Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran mit ungewissem Ausgang. Zwar scheine es, als seien weder US-Präsident Donald Trump noch Irans Oberster Führer Ayatollah Ali Khamenei auf einen Krieg aus, sagte Petraeus dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Nichtsdestotrotz gibt es Anlass zur Sorge."

Nämlich dass schon "ein kleinerer Zwischenfall zur unbeabsichtigten Eskalation und damit zu einem gefährlichen Konflikt führt". Mit Attacken auf Öltanker, dem Abschuss einer US-Drohne, der Störung des Schiffsverkehrs am Persischen Golf und seiner Unterstützung für Angriffe gegen saudische und amerikanische Kräfte in der Region teste der Iran die Grenzen der Geduld der USA und des Westens aus. Petraeus riet dem Land, es solle "sehr vorsichtig sein, will es keine erhebliche Erwiderung provozieren".

Zwar belaste die "Strategie des maximalen Drucks" von Trump das Verhältnis zu den europäischen Verbündeten, räumte Petraeus ein. Sie zeige aber auch Erfolge: Die Wirtschaftskraft des Iran nehme ab, die Inflation steige, die Landeswährung habe stark an Wert verloren. "Ich gehe davon aus, dass Iran im Laufe des nächsten Jahres um Verhandlungen und Sanktionserleichterungen ersuchen wird."

Der ehemalige Vier-Sterne-General gilt vielen in den USA wegen Erfolgen im Irak und in Afghanistan als Kriegsheld. Er war CIA-Chef und stolperte über eine Affäre wegen Geheimnisverrats – was als ein Hauptgrund dafür gilt, warum er nicht Verteidigungsminister wurde. Heute arbeitet er unter anderem als Berater. (red, APA, 5.8.2019)