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Nicht nur unter Bob-Dylan-Aficionados gilt Don’t Look Back, D. A. Pennebakers Konzertfilm von 1965, nicht als gängiger Musikfilm, sondern als heiliger Gral. Ausgestattet mit leichteren, mobileren Kameras, vermochte der US-Dokumentarist dem Barden bei seiner Großbritannientournee besonders nahe zu rücken; so nahe, dass das Ergebnis dem auf Unzugänglichkeit bedachten Dylan zunächst missfiel.

Mittlerweile gilt der Schwarzweißfilm als Klassiker; man könnte sogar behaupten, dass sein Spiel mit performativen Einsätzen, die Fakt und Fiktion vermengten, ein ganzes Genre neu ausgerichtet hat. Kein Wunder, dass Pennebaker im Lauf seiner über 60 Jahre währenden Karriere noch mit Musikern wie John Lennon, David Bowie, Jimi Hendrix, Chuck Berry bis hin zu Depeche Mode zusammengearbeitet hat – einige davon verewigte er bereits in seinem Film Monterey Pop über das gleichnamige Festival bei legendären Auftritten. Bowie hingegen sah er dabei zu, wie er sich live seines Alter Egos Ziggy Stardust entledigte.

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Der US-amerikanische Dokumentarfilmer D.A. Pennebaker starb im Alter von 94 Jahren. Das Foto wurde 2012 aufgenommen.
Foto: Jordan Strauss/Invision/AP

Pennebaker zählte in den 1960er Jahren zu den Pionieren des "Direct Cinema", denen es um Authentizität und die Darstellung von Alltag ging und die oft mit Handkamera filmten. Der Dokumentarfilmer Michael Moore sagte über Pennebaker, er habe "die moderne Dokumentation miterfunden".

Über seine Herangehensweise sagte Pennebaker einmal in einem "Time"-Interview: "Wenn man überall Lichter und Stative aufstellt und drei Assistenten herum laufen, wollen die Menschen, dass man so schnell wie möglich wieder weg ist. Aber wenn man es anders macht und die Kamera zur unwichtigsten Sache im Raum macht, ist das anders. Ich habe sie auf dem Boden stehen lassen. Manchmal habe ich sie auch auf den Schoß genommen. Oder ich habe sie einfach auf den Tisch gestellt."

Nicht nur Rock-und Popmusik

Pennebaker, 2012 als erster Dokumentarfilmer überhaupt mit einem Ehrenoscar ausgezeichnet, war nicht nur ein Chronist der jüngeren US-Musikgeschichte. Schon 1960 war er als Cutter an Richard Leacocks und Albert Maysles’ für das Direct Cinema zentralen Film Primary über John F. Kennedys Vorwahlkampf beteiligt (weit weniger bekannt, aber ähnlich erkenntnisreich ist sein Kurzfilm Hier Strauss, in dem sich CSU-Politiker Franz Josef Strauß vor den US-Gästen gockelhaft in Szene setzt).

Dass ein Dokumentarist des Showbusiness mit der Aufzeichnung von Politiker-(Selbst-)Inszenierungen keine Schwierigkeit hatte, weist auf die wachsende Verschmelzungen beider Ebenen hin. 1993 drehte Pennebaker gemeinsam mit seiner Frau und oftmaligen Ko-Regisseurin Chris Hegedus The War Room (Die Kommandozentrale), in dem er Bill Clintons Präsidentschaftswahlkampf begleitete. Im Mittelpunkt standen hier schon die Spin Doctors, die über Gedeih und Verderb einer Wahl entscheiden.

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Werdegang des Pennebaker

Donn Alan Pennebaker, von Freunden und Kollegen auch "Penny" genannt, wurde am 15. Juli 1925 in Evanston, Illinois geboren. Er war bei der Navy und studierte Ingenieurwesen am M.I.T und in Yale. Nachdem er ein Jahr lang als Ingenieur gearbeitet hatte, sah er den Film "N.Y., N.Y.", ein kurzer Farbfilm eines Freundes und war inspiriert. In diesem Moment habe er gewusst, "dass Filmemachen das ist, was ich den Rest meines Lebens tun wollte", sagte Pennebaker 2006 in einem Interview.

Wie am Sonntag bekannte wurde, ist Donn Alan Pennebaker am Donnerstag im Alter von 94 Jahren an Altersschwäche gestorben. (Dominik Kamalzadeh, APA, 4.8.2019)