Nach vier Tagen können die Migranten am Sonntag das Rettungsschiff verlassen.

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Nach dem Ausschiffen von Migranten in Malta kehrt das Rettungsschiff "Alan Kurdi" der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye sofort ins Einsatzgebiet vor Libyen zurück. "Wir sehen es als unsere humanitäre Pflicht an, in diese Such- und Rettungszone (...) zurückzukehren", sagte Sprecher Gorden Isler der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag.

Da kein anderes Rettungsschiff vor der libyschen Küsten unterwegs sei, müsste die "Alan Kurdi" sofort wieder ausfahren, sagte Isler. "Die Menschen, die nachts auf Gummiboote gesetzt werden, können nicht warten, bis die Politiker aus ihren Sommerferien kommen und dann endlich Lösungen finden."

Schnelle Lösung für Migranten

Dieses Mal fand sich verhältnismäßig schnell eine Lösung: Malta wird die 40 Migranten aufnehmen, bis die Menschen auf andere EU-Staaten verteilt werden. Das kündigte Regierungschef Joseph Muscat am Samstag auf Twitter an. Die deutsche Regierung und die EU-Kommission hätten die Verteilung aller Personen auf die Mitgliedsstaaten vereinbart. Keiner der Migranten bleibe in Malta, betonte Muscat. Details zu den Aufnahmeländern gab es zunächst nicht.

Das Schiff hatte die Menschen am Mittwoch vergangener Woche vor Libyen aufgenommen. Zunächst war die "Alan Kurdi" in Richtung Italien gefahren. Dort ließ sie die Regierung aber nicht anlegen. Deshalb nahm das Schiff Kurs auf Malta. Die Migranten sollten auf ein Schiff der maltesischen Armee außerhalb der Hoheitsgewässer des kleinen EU-Landes umsteigen, teilte die Regierung in Valletta mit.

Migranten dürfen Schiff verlassen

Am Sonntag würden die Migranten die "Alan Kurdi" verlassen können, erklärte Sea-Eye und zeigte dazu ein Video, wie die Menschen an Bord bei der Verkündung in Jubel ausbrechen. "Beinahe wären sie alle gestorben. Jetzt feiern sie das Leben. Mögen Sie in ihrer neuen Heimat offene Arme und Herzen finden", hieß es auf Twitter. Die meisten Menschen kommen aus der Elfenbeinküste und aus Kamerun.

Sea-Eye postete am Samstag ein Video, das zeigt, wie die Menschen an Bord jubeln.

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) hat die Lösung für das mit 40 Migranten besetzte deutsche Rettungsschiff "Alan Kurdi" begrüßt. Seehofer sagte am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: "Ich freue mich, dass es gelungen ist, schnell eine Einigung über die Ausschiffung der Migranten von der Alan Kurdi zu ermöglichen. Hierdurch setzt Malta ein wichtiges Signal der Solidarität und wir gehen einen weiteren Schritt in die richtige Richtung."

Seehofer sagte weiter: "Die Entscheidung Maltas ist ein hoffnungsvolles Zeichen für unseren Versuch, im September auf Malta eine gemeinsame Vereinbarung mehrerer europäischer Staaten für die Aufnahme von Schiffbrüchigen im Mittelmeer zu erzielen." Seehofer äußerte sich zunächst nicht dazu, wie viele Menschen Deutschland aufnehmen wird.

Gipfeltreffen geplant

Während für die "Alan Kurdi" also eine Lösung gefunden ist, harrt ein weiteres Rettungsschiff einer Hilfsorganisation auf dem Mittelmeer aus. Die spanische "Open Arms" hatte mehr als 120 Menschen vor Libyen gerettet. Italiens rechtspopulistischer Innenminister Matteo Salvini hat dem Schiff die Einfahrt bereits verwehrt.

Italien wehrt sich genauso wie Malta, zivile Rettungsschiffe anlegen zu lassen. Sie pochen darauf, dass auch andere EU-Länder Migranten übernehmen. Europa hat sich bisher nicht auf einen Verteilmechanismus der Geflüchteten einigen können, weshalb immer wieder Schiffe blockiert werden. Deutschland hatte sich bisher jedes Mal bereit erklärt, Bootsflüchtlinge aufzunehmen. Im September soll es in Malta ein Gipfeltreffen zum Thema geben. (APA, 4.8.2019)