Im Sudan liegen derzeit Hoffnung und Enttäuschung eng beieinander: Auch wenn sich nun die Protestbewegung FFC (Forces of Freedom and Change) und die Militärjunta auf eine Verfassungserklärung geeinigt haben, gibt es keine Entwarnung. Die in dieser Erklärung vorgesehenen Institutionen für die Übergangszeit – bis zu hoffentlich freien und fairen Wahlen in drei Jahren – müssen erst schrittweise geschaffen werden: der "Souveräne Rat" und ein von einem Zivilisten geführtes Kabinett sowie später im Herbst ein Übergangsparlament.

Die Bewohner des Sudans brauchen einen langen Atem.
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Dann wird man sehen, ob die Generäle, die im April einen der ihren, den Langzeitpräsidenten Omar al-Bashir, gestürzt haben, wirklich das Primat der Politik akzeptieren. Dazu gehören auch Recht und Gerechtigkeit, die mit der Immunität, die sich die Militärs generell sichern wollen – sowohl hinsichtlich früherer Verbrechen wie in Darfur als auch hinsichtlich der Attacken auf Demonstranten in den vergangenen Monaten -, nur schwer zu vereinbaren sind.

Generell sieht man jedoch am derzeitigen "Frühling" im Sudan, wie ja auch jenem in Algerien, dass die Freiheitsbewegungen das Jahr 2011 genau studiert haben. Der Übergang zu einer demokratischen Ordnung ist ein langer Prozess mit vielen möglichen Fallen, zu denen sogar Wahlen werden können. Nach dem Sturz des Diktators braucht man einen langen Atem. Sudanesinnen und Sudanesen scheinen ihn zu haben – und verdienen jede Unterstützung. (Gudrun Harrer, 4.8.2019)