So elegant habe ich als Meerjungfrau definitiv nicht ausgesehen.

Foto: Harald Slauschek / Slauschek.Photography

Es gibt viele Arten von sportlicher Betätigung oder Motivationen, sich zu bewegen. Auf der Suche nach ungewöhnlichen Sportarten stieß ich unlängst auf Meerjungfrauschwimmen. Meerjungfrau, in echt? Was wie der Wunschtraum eines kleinen Mädchens nach dem Disney-Film "Arielle" klingt, findet jede Woche sonntags statt. In der Therme Wien kann man im Warmwasserbecken die Kurse der Österreichischen Meerjungfrauen besuchen. Austrian Mermaids nennen sie sich.

Ich bin zwar nicht gerade eine Wasserratte und meine Begeisterung für die kleine Meerjungfrau hielt sich immer in Grenzen, doch eine so ausgefallene Sportart will ich trotzdem ausprobieren. Vielleicht weiß ich einfach noch nicht, dass ich eine Meerjungfrau bin.

Mitten in Favoriten

Sonntagnachmittag ist es so weit. Ausgerüstet bin ich mit Bikini, Handtuch, Schwimmbrille und Wasserflasche – mehr braucht man laut den Austrian Mermaids nicht fürs Training. Das allerwichtigste – die Flosse – kann man sich nämlich gegen eine Leihgebühr ausborgen.

Ich bin etwas zu früh dran und schaue deshalb noch beim Meerjungfrau-Kinderkurs zu. Bei den jungen Mädchen sieht das Schwimmen mit den Flossen richtig einfach aus. Wie Delfine tauchen sie durchs Becken und haben Spaß. Lautes Gekicher wechselt sich mit lautem Plätschern ab, und besonders lustig scheint es zu sein, die Meerjungfrauflossen extra laut aufs Wasser klatschen zu lassen.

Das Trockentraining

Aber dann geht es auch für uns, die Jugendlichen und Erwachsenen, los. Wir sind zu zehnt. Lauter Frauen zwischen 14 und 60 Jahren alt. Unsere Mermaid-Trainerin Angelika beginnt den Kurs mit einer kleinen "Geschichtsstunde", um Begriffe wie Nixe, Sirene und Meerjungfrau ins rechte Licht zu rücken. Für mich ist all das Neuland, nicht so für Angelika. Sie ist schon "seit drei Jahren Meerjungfrau aus Leidenschaft", sagt sie.

Bevor es ins Wasser geht, steht erst einmal Trockentraining an. Wir machen also die Bewegungen durch, die wir dann im Wasser brauchen werden: eine große Körperwelle vom Oberkörper bis zum Becken, mit gleichzeitigem Vor- und Zurückschlagen der Füße – Zehen strecken nicht vergessen. Das ist für mich schon an Land eine Herausforderung für die Koordination.

Auf Tauchgang

Endlich darf ich mir eine der bunten Meerjungfrauenflossen aussuchen und entscheide mich für ein rot-geschupptes Modell. Die Kunststoffflosse ähnelt normalen Tauchflossen, nur eben, dass sie zu einer "Monoflosse" verbunden und von einem elastischem Badeanzugstoff ummantelt sind. Den Stoff zieht man sich bis zum Bauchnabel hoch – das alles erinnert mich ein wenig an Shaping-Unterwäsche. Also Flosse an, Schwimmbrille auf und dann das nicht sehr elegante Zum-Pool-Robben. Gehen? Das geht beim besten Willen nicht mehr.

Im Wasser ist es dann aber auch nicht viel leichter, sich zu bewegen. Da geht es erst einmal darum, über Wasser zu bleiben. Zum Glück ist das Becken nicht tief und ich kann überall stehen, sonst wäre ich nach den ersten kläglichen Schwimmversuchen wahrscheinlich gleich untergegangen. Auf dem Wasser schwimmen ist mit der Flosse nicht drin, um gut voranzukommen, muss man tauchen. Das sollen wir nun auch alle direkt ausprobieren. "Aber nicht vergessen, immer wieder Tauchpausen zu machen und tief Luft zu holen", ermahnt uns Angelika. Leider gibt's zur Flosse keine Kiemen dazu.

Mein ganz persönliches Problem dabei: Wenn ich mich beim Sport konzentriere, öffne ich automatisch den Mund – an Land ist das ja kein Problem. Unter Wasser nehme ich beim ersten Tauchgang dadurch aber unbeabsichtigt einen enorm großen Schluck warme Chlorsuppe zu mir. Mit geschlossenem Mund und ein bisschen mehr Übung gelingt es mir dann, zumindest das ganze Becken im Tauchgang zu queren – mit der Flosse kann man ganz schön schnell sein. Graziös wie Arielle komme ich mir mit meiner beschlagenen Schwimmbrille und meinen unkoordinierten Regenwurm-Bewegungen aber eindeutig nicht vor.

Drehung, Handstand, Purzelbaum

"Als Botschafterinnen der Meere sind Meerjungfrauen natürlich auch sehr engagiert dabei, diese sauber zu halten", sagt dann die Trainerin. Deshalb ist unsere nächste Aufgabe, "Müll" aufzutauchen. Konkret kleine Ringe und Figürchen, die unsere Trainerin ins Wasser wirft. Beim Apportieren fühle ich mich zwar etwas wie ein Hund beim Stöckchenbringen, es macht aber trotzdem ziemlich viel Spaß.

Meerjungfrauschwimmen ist richtig anstrengend, merke ich nach 35 Minuten. Und das geht anscheinend nicht nur mir so, auch die anderen paddeln zwischendurch immer wieder zu ihren Trinkflaschen und nehmen einige Schlucke (chlorfreies) Wasser.

Zum Abschluss lernen wir noch ein paar Kunststücke: seitliches Drehen, Purzelbaum und Handstand mit Flossenklatscher. Nichts davon ist einfach. Die sperrige Flosse nervt, auch, weil mir die Energie ausgeht. Mir reicht's mit dem Meerjungfrauendasein.

Mit müden Beinen und den Ohren voller Wasser robbe ich wieder aus dem Becken. Bevor ich mich aus der Flosse schäle, bitte ich die Trainerin aber noch um ein Foto – Meerjungfrau ist man ja schließlich nicht alle Tage. (Katharina Janecek, 11.8.2019)