Schwer und staatstragend fühlt sich der RAV4 im Fahrbetrieb an, solide, seriös. Ist schließlich auch mit 4,6 m Länge kein kleiner, kein kompakter SUV mehr wie einst, 1994, als jung und frech und im Kleinwagenformat (3,72 m; vgl. Yaris heute: 3,94 m) Toyota die Konkurrenz vorführte. Längst vorbei auch die Zeiten, in denen der RAV4 sich den Kuchen mit zwei, drei anderen teilte und begehrt war wie Koteletts und Bier beim Grillfest.

Außer Wald- und Wiesenwege wird man diesem schicken SUV wenig Abwegiges zumuten. Und Allrad heißt beim Hybrid-RAV4: Vorn treibt der Verbrenner an, hinten einer der beiden Elektromotoren.
Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Der grundsätzliche Wandel in der Philosophie schadet aber weniger, als man meinen möchte. Wer Geschichtsstudien anstellen will, bitte sehr, aber wir leben im Hier und Jetzt, und Toyota hat mehrfach bewiesen, dass man sich an diesem Punkt des Geschehens einzurichten weiß.

Innen drinnen

Eingerichtet ist der RAV4 ebenfalls gut, mit viel Leder, kontrastvernäht, assistiert von Kunststoff in Alu-Look, erst weiter unten beginnt die Hartplastikzone. Nehmen vier, fünf Erwachsene Platz, finden sie genügend Raum in alle Richtungen, vier besser als fünf, klar. Und der Kofferraum schluckt auch ganz schön was.

Die Einrichtung im RAV4
Foto: Andreas Stockinger

Dort, wo es richtig wichtig ist, beim Verbrauch, gibt sich der RAV4 weniger schluckfreudig, trotz der 222 PS starken 2,5er-Hybridversion fand er im Testschnitt mit knapp sieben Litern auf 100 km sein Auslangen.

Beim Getriebe einigen wir uns darauf, dass wir zum Heulen kein Wort mehr verlieren, und da wir die Allrad-Version testen konnten, trollten wir uns auch mitunter auf Wald- und Schotterwegen herum. Das kann der Toyota-SUV. Viel Gelände wird man ihm aber nicht zumuten wollen, Steinschlag und Kratzer stehen ihm nicht so gut, das wäre kontraproduktiv hinsichtlich geschniegelt, seriös, staatstragend.

Antrieb? Hybrid, wie gesagt. Vielmillionenfach verkauft und bewährt hat sich dieses Alternativantriebskonzept inzwischen, die Japaner sind ganz konsequent ihren Weg gegangen. Als Brückentechnologie ins Wasserstoffzeitalter war das eigentlich gedacht, man hat mit dem Mirai auch schon ein (für privat leider nicht greifbares) Serienmodell im Einsatz. Batterielektrische Autos? Pfui. Unter dem Druck der Entwicklung rudert Toyota inzwischen aber halb zurück. Doch, doch, man werde so was jetzt auch vermehrt lancieren.

Das Heck des RAV4.
Foto: Andreas Stockinger

Begeisterung sieht aber anders aus, und wer weiß, ob die findigen, hochkompetenten Toyota-Sans auf lange Sicht nicht doch recht behalten. Vielleicht haben sie ja die besseren Glaskugeln. Begeisterung, die spürt man beim Hybridantrieb wie im RAV4. Das können sie, das wollen sie, da sind sie ganz auf der Höhe ihres Könnens, ihrer Kunst. (Andreas Stockinger, 11.9.2019)