In Äthiopien sind heute nur mehr vier Prozent der Fläche bewaldet – einst waren es 35 Prozent. Das macht das trockene Land überaus anfällig für die Auswirkungen der Klimakrise. Hier setzt eine im Mai gestartete Aktion der Regierung an, die Teil der Initiative "Green Legacy" ist: Mit breit angelegter Aufforstung will man neben einem positiven Effekt auf das Klima der bereits geschehenen Abholzung im Land entgegenwirken – und verhindern, dass sich in Äthiopien Wüsten noch weiter ausbreiten.

An rund 1000 Orten wurden an einem einzigen Tag mehr als 354 Millionen Setzlinge gepflanzt, wie der Minister für Innovation und Technologie, Getahun Mekuria, via Twitter verkündete und Reuters berichtet. Auch die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" in Äthiopien unterstützte die Aktion und beteiligte sich eigenen Angaben zufolge mit 280.000 Baumpflanzungen an diesem Tag – einem Teil der rund 250 Millionen Bäumen, die die NGO bereits mit der lokalen Bevölkerung gepflanzt hat.

Reuters berichtet über die Aktion.

Auf Bäumen ruht Hoffnung

Bäume pflanzen gegen die Klimakrise: Was ein wenig nach Hippie-Utopie klingt, wird mittlerweile immer häufiger als ernstzunehmende und wirksame Gegenmaßnahme diskutiert. Hoffnung gibt vor allem das Potenzial der Bäume, CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Die 2,8 Milliarden Hektar Waldfläche, die es derzeit weltweit gibt, können etwa 28 Prozent der jährlichen Emissionen aufnehmen. Gleichzeitig haben Bäume auch die Fähigkeit, akut gegen Hitze und Dürre zu helfen: Indem sie Wasser speichern und Schatten spenden, verbessern sie das lokale Mikroklima und erhöhen die Fruchtbarkeit der Böden.

Dennoch seien solche Aktionen nicht immer uneingeschränkt ökologisch sinnvoll, wie der deutsche Agrarforscher Jonah Wedekind von der Berliner Humboldt-Universität einschränkt. So sei die äthiopische Green-Legacy-Kampagne eher eine politische Maßnahme, um von Problemen der Nation abzulenken und ein Gemeinschaftsgefühl in der Bevölkerung zu generieren.

Auch die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" in Äthiopien unterstützte die Aktion.
Foto: APA/Menschen für Menschen/Terhas Ber

Das ganze Land pflanzt mit

Um so gigantisch viele Bäume innerhalb von zwölf Stunden pflanzen zu können, wurden rund 23 Millionen Menschen vor Ort eingebunden: Bis zum Ende der Regenzeit im Oktober soll jede und jeder der rund 105 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Äthiopiens bis zu 40 Setzlinge pflanzen – vier Milliarden sollen es insgesamt werden.

Noch nie zuvor wurden an einem Tag so viele Bäume gepflanzt: Mit 354 Millionen Pflanzungen brach Äthiopien letzte Woche den bisherigen Weltrekord. Indien konnte 2016 rund 50 Millionen Setzlinge an einem Tag in die Erde bringen, ein Jahr später überbot sich das Land mit 66 Millionen selbst.

In Europa gibt es ebenfalls Ideen für Aufforstungsprogramme im großen Stil: Bayerns Regierungschef Markus Söder etwa will Klimaschutz im deutschen Grundgesetz verankern – und im Zuge dessen 30 Millionen Bäume pflanzen lassen. (gap, 6.8.2019)

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