Holger Schmidhuber vor einer seiner in Bad Gastein ausgestellten Arbeiten.

Mangotree

Nicht nur der Dunst des Wasserfalls, sondern auch der Regen sorgten letzten Samstag dafür, dass das Festival sommer.frische.kunst in Bad Gastein seinem Namen gerecht wurde. Mit Schirmen eilten die Gäste zum Pavillon auf der Kaiser-Wilhelm-Promenade, wo die Künstler Alexandra Baumgartner, Christian Schwarzwald und Clemens Wolf ihre Arbeiten präsentierten.

Vor zehn Jahren entstand erstmals die Idee, während des Sommers in Bad Gastein ein Kunstprogramm zu lancieren. Die erste Ausstellung fand im Turbinenraum des Kraftwerks am Wasserfall statt. In der Folge wurden seit 2011 jeden Sommer Artists in Residence eingeladen, sich von der prächtigen Kulisse der Berge und Hotels inspirieren zu lassen.

Das Konzept zur "Kunstresidenz" entwickelte die Hamburger Sammlerin Andrea von Goetz und Schwanenfliess, sie traf auch die Auswahl der Gäste. Mehr als 50 Teilnehmer erfrischten sich seither in Bad Gastein. So wuchs ein Netzwerk heran, das vor Ort auch Projekte mit bekannten Künstlern wie Jonathan Meese oder Gerwald Rockenschaub ermöglichte.

Nach acht Durchläufen seit 2011 gab es heuer allerdings keine Künstler vor Ort. "Man merkt einfach, wenn ein Format sein Ende erreicht hat. Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber ich möchte jetzt neue Wege einschlagen", sagt Goetz, die ihre Pläne noch nicht verraten will. Zuerst müsse sie der Gemeinde ihre Vorstellungen unterbreiten.

Die umtriebige Kunstpromoterin hat gemeinsam mit Doris Höhenwarter vom Tourismusverband viel dafür geleistet, dass sich das Image von Bad Gastein um 180 Grad gedreht hat. Der einst so mondäne Skiort litt seit den 1990er-Jahren massiv an Leerständen und Abwanderung, aber in den letzten fünf Jahren konnte das Ruder herumgerissen werden.

Goldgräberstimmung

"Mittlerweile tauchen hier laufend Investoren auf. Die leerstehenden Betriebe wurden verkauft", erzählt der Hotelier Olaf Krohne über die aktuelle Goldgräberstimmung. Vor zehn Jahren übernahm er das Traditionshotel Regina und demonstrierte mit dessen Relaunch, wie zeitgemäßer Alpenurlaub aussehen kann.

Die Gastkünstler wurden in der Vergangenheit im Hotel Regina und in den Hotels Hirt und Miramonte untergebracht und verköstigt; im Kraftwerk standen ihnen Räume als Ateliers zur Verfügung, die jedoch durch das Tosen und die Feuchtigkeit des Wasserfalls nur bedingt zum Arbeiten geeignet waren. Nun werden diese Studios von der Gemeinde, die das Projekt mit rund 50.000 Euro jährlich förderte, endlich saniert.

Obwohl ihr das Rauschen des Gasteiner Sturzbachs den Schlaf raubte, erinnert sich die Künstlerin Alexandra Baumgartner gern an ihre Sommerwochen 2016. Während des Aufenthalts entdeckte die 1973 geborene Salzburgerin im Hotel de l'Europe einen imposanten Kristallluster, der sie zu einer Installation führte.

Aktuell zeigt Baumgartner historische Aufnahmen, denen sie durch schwarze Übermalungen einen geisterhaften Eindruck verleiht. Von einem Damenporträt lässt sie etwa bloß einen Faltenrock übrig, der nun geheimnisvoll wirkt. Christian Schwarzwald präsentiert im Bad Gasteiner Pavillon vier großformatige Malereien. Für den gestischen Ausdruck griff der Künstler aber nicht zum Pinsel, sondern verteilte Farbpigmente auf den Leinwänden, die er dann mit dem Staubsauger wieder abtrug. Clemens Wolf kombiniert seine Gemälde mit einem goldfarben glänzenden Bauzaun. Das urbane Versatzstück erinnert an seine Anfänge als Graffitikünstler. (Nicole Scheyerer, 6.8.2019)