Wie weit darf Meinungsfreiheit gehen? Diese Frage stellt sich nach dem Attentat in El Paso mehr denn je. Der mutmaßliche Täter soll seine Pläne auf "8chan" veröffentlicht haben, einer Website, auf der Nutzer Foren über allerlei Themen starten können. Da die Betreiber so gut wie alles zulassen, fühlen sich dort Frauenhasser bis Rechtsradikale wohl. Auch die Attentate auf eine Moschee in Christchurch und eine Synagoge in San Diego wurden hier angekündigt. Der Christchurch-Attentäter konnte sein "Manifest" gegen Muslime verbreiten. Bisher wurde "8chan" vom Dienstleister Cloudflare vor Angriffen aus dem Netz geschützt. Dieser hat den Schutz nach massiver Kritik zurückgezogen. Die Hassinhalte sind nun nicht mehr sein Problem, aber sie bleiben ein Problem des Internets, so CEO Matthew Prince. Er trifft damit den Kern.

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Mahnwache nach dem Attentat in El Paso.
Foto: AP/Mark Lambie/The El Paso Times

Sobald eine Seite wie "8chan" bei einem Anbieter verbannt wird, taucht sie woanders wieder auf. Das war mit der Neonazi-Seite "Daily Stormer" so, das wird auch bei "8chan" der Fall sein. Illegale Inhalte werden laut den Betreibern nicht geduldet. Hass zu schüren und Attentäter zu feiern ist aber offenbar kein Problem. Die Seiten zu löschen, ist nur Symptombekämpfung. Der Hass sitzt in den Köpfen der Menschen und wird auch von einer Politik geschürt, die von Ausgrenzung geprägt ist. Dennoch darf man Hetze keinen freien Lauf lassen. Sie inspiriert Täter, lässt Betroffene verstummen und ist keine schützenswerte Meinung. (Birgit Riegler, 5.8.2019)