Nein, eine kommentierende Einschätzung des Berichts zur FPÖ-Geschichte kann hier selbstverständlich noch nicht geliefert werden. Das wird seriöserweise natürlich erst nach Veröffentlichung und gründlicher Lektüre der angeblich mehr als 1000 Seiten möglich sein, die seit Februar 2018 über die Geschichte der FPÖ und ihre nationalsozialistischen Wurzeln kompiliert wurden.

Es werde "keine Heimlichtuerei" betrieben werden, versprachen die Verantwortlichen am Beginn des Projekts. Doch der monatelange Eiertanz, der rund um den FPÖ-Historikerbericht aufgeführt wurde, war bis jetzt eine einzige Bestätigung dafür, dass beim Umgang dieser Partei mit ihrer eigenen Geschichte heute noch permanente Verdunkelungsgefahr herrscht – vermutlich vor allem deshalb, weil es in den ersten Jahrzehnten der FPÖ nicht nur um einzelne "braune Flecken" geht, wie bei ÖVP und SPÖ nach 1945, sondern um eine "braune Grundfläche", die bis heute immer wieder durchschimmert.

Das Prinzip Intransparenz zeigte sich schon von allem Anfang an bei der undurchsichtigen Auswahl der Forscher, die dieser sogenannten "Historikerkommission" angehören sollten – eine Bezeichnung, die angesichts der Unklarheiten rund um ihre Zusammensetzung und bei den zu erforschenden Fragen jedenfalls aus wissenschaftlicher Sicht wie ein Hohn wirkt.

Herumgeeiere

Da die skandalöse "Liederbuchaffäre" den Anstoß zur Beschäftigung mit der Parteigeschichte gab, wollte man sich ursprünglich den engen Beziehungen der FPÖ zu den Burschenschaften und Pennälerverbindungen nicht verschließen, wie Vorsitzender Wilhelm Brauneder zu Beginn des Projekts etwas voreilig verlauten ließ: "Denn das würde den Verdacht nähren, dass es da etwas zu verbergen gibt." Allem Anschein nach blieben den Historikern die Archive der Schlagenden verschlossen – was den Verdacht nur erhärtet. (Selbstredend gibt es für unabhängige Zeithistoriker selbst mit einschlägigem FWF-Projekt keinen Zugang zu den FPÖ-Parteiarchiven.)

Am Montag wurde der Bericht der FPÖ-Historikerkommission präsentiert.
Foto: Christian Fischer

Das Herumgeeiere ging mit dem immer neuen Verschieben des Präsentationstermins seit Ende 2018 weiter – bis es nun endlich Anfang August wurde: Weniger Öffentlichkeit ist im Laufe eines Jahres kaum zu kriegen als mitten in der Haupturlaubszeit, von der man sich in der FPÖ wohl eine unauffällige Entsorgung der Parteigeschichte im Sommerloch erhofft.

Schlusspunkt dieser Frotzelei war schließlich die Suche nach einem oder mehreren "Legitimationsjuden" aus Israel, die den Historikerbericht noch vor seiner vollständigen Veröffentlichung absegnen sollten, um der FPÖ anscheinend die Absolution für ihre bis heute nachwirkende braune Geschichte zu erteilen. Da macht es natürlich nichts, wenn sich zumindest einer dieser Historiker in österreichischer Zeitgeschichte eher nicht so gut bis gar nicht auskennt.

All das bestätigte nur, was zwischendurch selbst von FPÖ-Seite in überraschender Aufrichtigkeit kolportiert wurde: Die Erforschung der Parteigeschichte sei ohnehin nur ein "taktisches Manöver" gewesen, um mit den braunen Burschenschafterumtrieben aus den Schlagzeilen zu kommen. Was man damals freilich noch nicht ahnen konnte: Die Schlagzeilen, die diese Partei in der Zwischenzeit auch international machte, sind – neben all den weiteren Einzelfällen – nicht viel besser geworden. (Klaus Taschwer, 5.8.2019)