Sie gewöhne sich langsam an das politische Geschäft, sagte Maria Stern beim ersten "Sommergespräch" des ORF am Montagabend. Das zeige sich daran, dass sie zum ersten Mal seit ihrem Einstieg in die Politik nicht am ersten Urlaubstag krank geworden sei, erklärte die Parteichefin der Liste Jetzt. Das war der gemütliche Einstieg des Interviews am Stehtisch. Im Anschluss – und im Sitzen – fragte Moderator Tobias Pötzelsberger (für ihn war es die Premiere als "Sommergesprächs"-Führer) dann aber sehr freundlich und sehr bestimmt nach Sterns Politik.
Etwa danach, wie sie denn als Feministin zu jener Unterschrift steht, die die Kandidatur der Liste Pilz bei der Nationalratswahl am 29. September ermöglichte: Der ehemalige grüne und ehemalige ÖVP-Abgeordnete Efgani Dönmez hatte sie geleistet, nachdem unter den bestehenden Jetzt-Abgeordneten nicht genügend Unterstützer zu finden waren. Dönmez war wegen eines sexistischen Tweets aus dem ÖVP-Klub geflogen. "Es war eine Lösung, die vielleicht nicht ganz optimal war", sagte Stern. Dönmez' Unterschrift stelle einen "Schönheitsfehler" dar – sei aber leider notwendig gewesen.
FPÖ-Wähler "mit Anstand" ansprechen
Was den Wiedereinzug ihrer Partei in das Parlament betrifft, zeigte sich Stern optimistisch: Man werde einen guten Wahlkampf führen. Mit dem laut Partei höchst erfolgreichen Medium zackzack.at will sie vor allem FPÖ-Wähler ansprechen – "aber mit Anstand".
Inhaltlich bemühte sich Stern beim Asylthema um Differenzierung: "Asyl ist ein Menschenrecht. Aber es kann nicht halb Afrika zu uns kommen", sagte die Parteichefin, die bei der Wahl auf dem zweiten Platz der Bundesliste kandidiert.
Die übernächste Wahl
Als Alleinstellungsmerkmal für die Liste Jetzt nannte Stern eine "rote Linie", was eine Koalition mit der ÖVP angeht: Eine solche komme nicht infrage. "Wir sind der Garant dafür, dass wir ganz sicher nicht mit Sebastian Kurz koalieren." In Wirklichkeit, sagte Stern, gehe es aber um die übernächste Nationalratswahl: Dann könne sich eine "Mitte-links-Mehrheit" ausgehen – am besten unter Beteiligung der Liste Jetzt. (Sebastian Fellner, 5.8.2019)