Was, liebe Eltern von kleinen Kindern, denken Sie sich dabei, wenn Sie:

· "nur einen Augenblick" aus dem Zimmer gehen, in dem ein kleines Kind und ein offenes Fenster aufeinandertreffen;

· "nur einen Augenblick" nicht darauf achten, dass das Kind in gefährlicher Nähe des privaten Pools oder der öffentlichen Badegelegenheit ist;

· den "ganz lieben" Haushund unbeobachtet mit dem Kleinkind lassen oder zulassen, dass das Kind mit fremden Hunden "spielt";

· mit dem Auto (oder auf dem Land: mit dem Traktor) rückwärts aus der Garage oder dem Schuppen fahren, ohne daran zu denken, dass (Ihre) kleine(n) Kinder im Hof spielen könnten;

· sich mit einem wackligen, schlecht sichtbaren Gefährt (Fahrradanhänger) und Ihren Kindern darin in den Straßenverkehr wagen; oder dasselbe mit einem Kindersitz hinten auf dem Fahrrad tun; oder, neueste Variante, mit einem kleinen Kind vorn auf dem E-Scooter fahren.

Kleinkinder sollten in Wassernähe nicht aus den Augen gelassen werden.
Foto: APA/AFP/GEORGES GOBET

Sie denken sich nichts dabei. Sollten Sie aber, denn all die geschilderten Situationen führen immer wieder zu schweren bis tödlichen Unfällen, die oft sogar in den Medien berichtet werden. Professionelle Medienbeobachter, wie es Journalisten sind, bekommen all diese Meldungen, all diese "Einzelfälle", laufend auf den Tisch – und sie fügen sich zu einem Bild gedankenloser, manchmal geradezu krimineller Fahrlässigkeit im Umgang mit der Sicherheit von Kindern.

Gefahrenbewusstsein

Die schreckliche Tragödie, bei der ein zwei- und ein vierjähriges Mädchen in einem von ihrer Mutter gezogenen Radanhänger getötet wurden, ist nicht vollständig untersucht. Aber auch ohne Schuldzuweisung kann man sagen: Mit einem solchen Anhänger bei Dunkelheit auf einer stark befahrenen Landstraße unterwegs sein – noch dazu mit einem möglicherweise nicht voll beherrschten E-Bike – ist nicht sicher.

Alle beschriebenen Situationen bergen Risiken, die man nicht eingehen sollte. Man soll kleine Kinder im Grunde niemals allein lassen, auch nicht "für einen Augenblick". Man soll (und kann) wissen, dass kleine Kinder im Wasser geräuschlos untergehen. Dass sie neugierig sind und Gefahren nicht abschätzen können. Man soll (und kann) wissen, dass auch der harmloseste Hund beißt, wenn er irritiert ist, und dass manche Haushunde auf das neue Baby eifersüchtig sind. Der Biologe und Hundeforscher Kurt Kotrschal empfiehlt ausdrücklich, Kinder bis zum Volksschulalter nicht mit Hunden allein zu lassen.

Kürzlich wurden zwei Vorarlberger Kinder auf einem Traktor getötet, der von einem Dreizehnjährigen gelenkt wurde. "Das hat er schon hundertmal gemacht", sagte der fassungslose Bürgermeister. Eben, man hätte es ihn nicht machen lassen sollen.

2017 verunfallten 123.500 Kinder in Österreich. 20 Kinder unter 15 starben, zur Hälfte durch Verkehrsunfälle. Unfälle sind generell vor Krankheiten die Todesursache Nummer eins bei Kindern.

Oft, meist, liegt es am Mangel an Vorstellungsvermögen. Keine Kindersicherung im Kopf. Manchmal liegt das an einem geringen Bildungsgrad oder einer stumpfen Lebenseinstellung. Aber sehr oft könnten ein wenig mehr Gefahrenbewusstsein und, meinetwegen, Ängstlichkeit solche Tragödien verhindern. (Hans Rauscher, 7.8.2019)