Ein Seeleopard auf der Pinguinjagd.
Foto: James Robbins/University of Plymouth

Alle Robben sind Raubtiere – doch keiner merkt man das so stark an wie dem Seeleoparden (Hydrurga leptonyx). Während der Rest der Verwandtschaft vor allem auf Fische spezialisiert ist, machen die rings um die Antarktis verbreiteten Seeleoparden Jagd auf sowohl kleinere als auch größere Beute: Bei den drei bis vier Meter langen Jägern steht einerseits Krill, also Kleinkrebse, auf dem Speisezettel – und als zweiter Gang andere Robben und Pinguine. Um solche Beute erlegen zu können, verfügen Seeleoparden über ein respekteinflößendes Gebiss.

Einzelgänger finden zusammen

Obwohl Seeleoparden in der Antarktis in großer Zahl vorkommen – ihr Bestand wird auf etwa 400.000 geschätzt –, treten sie anders als die meisten anderen Robben nie in Massen auf. Die Jäger sind notorische Einzelgänger, selbst Männchen und Weibchen treffen nur in der Paarungszeit aufeinander.

Umso überraschter waren nun britische Forscher, als sie die Aufnahmen von Flugdrohnen auswerteten, die Seeleoparden und deren Beutetiere im Archipel von Südgeorgien im Südatlantik beobachtet hatten. Offenbar können die Räuber ihre Abneigung gegen Gesellschaft überwinden – zumindest wenn genug Nahrung vorhanden ist.

Das von den Drohnen überwachte Gebiet war die Heimat einer großen Kolonie von Königspinguinen. Bis zu 36 Seeleoparden trieben sich dort herum, um Pinguine zu fressen. Einmal konnten die Forscher um James Robbins von der Universität Plymouth sogar beobachten, wie sich zwei Seeleoparden einen Pinguinkadaver teilten.

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"Damit ich dich besser fressen kann ..."
Foto: AP Photo/Mark Baker

Die im Fachjournal "Polar Biology" veröffentlichten Drohnendaten würden zu Berichten von Tauchern passen, wonach sie von Seeleoparden nicht etwa angegriffen worden seien – stattdessen sollen ihnen die Tiere Beute angeboten haben. Robbins lässt aber offen, ob man hier tatsächlich von kooperativem Verhalten wie etwa bei jagenden Wölfen sprechen könne. Vielleicht tolerieren die Robben ihre Artgenossen – und mitunter Menschen – auch nur, weil es mehr Energieaufwand kostet, einen Konkurrenten zu vertreiben und zugleich das Risiko einzugehen, dass man die ganze Beute verliert, als ihm gleich ein Stück vom "Kuchen" zu überlassen.

Nichtsdestotrotz wehrt sich Robbins gegen das schlechte Image, das Seeleoparden haben, und nennt als Beispiel für ihre Darstellung als Bösewichte der Antarktis den Pinguin-Film "Happy Feet". In Wirklichkeit wisse man aber einfach noch viel zu wenig über das Leben dieser "charismatischen und rätselhaften" Robben. (red, 6. 8. 2019)