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Ist ausverkauft: die Red Bull Arena von Salzburg.

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Jesse Marsch: "Dieses Spiel ist für unsere Jungs wieder ein tolles Erlebnis."

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Salzburg – Diese Gäste lassen kein Geld in der Stadt, im Gegenteil sogar, aber sie werden zumindest nicht gaffend die Getreidegasse verstopfen oder auf dem Domplatz Maulaffen feilhalten. Mittwoch Mittag landen die Stars von Real Madrid in Salzburg, ruhen in Tageszimmern, testen ab 19 Uhr in der ausverkaufen Red Bull Arena und sind fast unmittelbar nach Abpfiff wieder weg. Geduscht wird schon noch, aber es gibt keine Pressekonferenz, keine Mixed-Zone, nur die TV-Rechteinhaber Sky und Servus werden mit vermutlich belanglosen, aber sicher nur kurzen Statements verwöhnt. Startrainer Zinédine Zidane hat die ewigen Fragen, was nun mit Gareth Bale passiert oder ob James Rodríguez wieder verliehen wird, ohnehin schon gefressen. Mehr als freundliche Floskeln will der 47-jährige Welt- und Europameistern von seinen Schützlingen auch nicht hören.

Die Salzburger schätzten sich natürlich trotzdem glücklich, den spanischen Rekordmeister und 13 maligen Meistercup- bzw. Champions-League-Sieger begrüßen zu dürfen. Zuletzt war Real im Sommer 2008 in größerem Rahmen in Österreich zu sehen gewesen. Seinerzeit wurde der LASK zu dessen 100. Geburtstag vor 19.000 Zusehern auf der Gugl mit 3:2 geschlagen. Die Salzburger rechnen sich Chancen auf ein besseres Ergebnis aus, das Erlebnis wird aber so oder so ein Gewinn. Eine "absolut geile Sache" sagt der 21-jährige Kameruner Jérôme Onguéné quasi stellvertretend für die jungen Spieler des österreichischen Serienmeisters. "Die Begeisterung hier in Salzburg ist derzeit allgemein sehr groß. Dieses Spiel ist für unsere Jungs wieder ein tolles Erlebnis und hilft, Erfahrung zu sammeln", sagte Coach Jesse Marsch, der möglichst vielen Spielern den Genuss von Einsatzminuten gegen die Königlichen vergönnen will.

Rund 700.000 Antrittsgage

Die Vereinsführung frohlockt sowieso, weil Real fast ein Schnäppchen ist. Für rund 700.000 Euro soll der mit 3,8 Milliarden Euro laut dem US-Wirtschaftsblatt Forbes wertvollste Fußballklub der Welt nach Österreich kommen. Üblich ist zumindest das Doppelte. Zidane wollte zehn Tage vor dem heiklen Meisterschaftsauftakt bei Celta de Vigo gegen ein renommiertes Team, aber keinen absoluten Topklub testen. Salzburg erfüllt beide Kriterien, auch deshalb der Preisnachlass, der den Gastgeber sogar mit einem leichten Plus aussteigen lässt. Die Arena in Wals-Siezenheim ist durch 30.188 Zuseher restlos ausverkauft, in 90 Länder wird übertragen.

Königliche Brillanz ist den Zuschauern nicht garantiert. Einerseits wartet auf die Madrilenen noch die Generalprobe am Sonntag bei der AS Roma, andererseits verliefen die jüngsten Tests wenig zufriedenstellend. Nach einem geradezu desaströsen 3:7 gegen den Stadtrivalen Atlético zum Abschluss der US-Sommertournee in East Rutherford, New Jersey, setzte es vergangene Woche beim Audi-Cup in München ein 0:1 gegen den späteren Cupsieger Tottenham. Das 5:3 über Fenerbahce Istanbul im Spiel um Platz drei war wegen der vielen Gegentore wenig tröstlich.

Transfergerüchte

Schlagzeilen machen täglich neue Transfergerüchte, obwohl bisher schon mehr als 300 Millionen Euro in die Mannschaft investiert wurden, mehr als ein Drittel davon in den Belgier Eden Hazard, der von Chelsea kam. Zidane würde liebend gerne noch seinen Landsmann Paul Pogba begrüßen, allerdings reizt Manchester United bezüglich des 26-jährigen Weltmeisters seine Karten aus. Mit James Rodríguez plus Aufzahlung wollen sich die Engländer jedenfalls nicht abspeisen lassen. Dass Zidane Gareth Bale lieber heute als morgen loswerden will, hat er selbst oft genug gesagt. Dass der Waliser wegen einer Verletzung nicht zum Audi-Cup reiste, dann aber recht munter auf dem Golfplatz gesehen wurde, kommentierte der Coach kurz angebunden. Bales Privatleben gehe ihn nichts an, "ich hoffe, er hat trainiert wie ausgemacht".

Größer sind Zidanes Sorgen aber ohnehin in der Defensive, wobei Belgiens Teamgoalie Thibaut Courtois, der an einer Bänderverletzung laboriert, durch den Costaricaner Keylor Navas noch durchaus adäquat ersetzt werden kann. Schwerer wiegen der verletzungsbedingte Ausfall des neuen Franzosen Ferland Mendy und die Zweifel an Abwehrchef Sergio Ramos, der schon an Abschied dachte. (Sigi Lützow, 6.8.2019)