Ursprünglich in China beheimatet, ist die Zaubernuss längst auch in europäischen Gärten ein vertrauter Anblick. Beliebt ist sie nicht zuletzt deshalb, weil sie schon blüht, wenn sich der Winter noch nicht ganz verzogen hat.
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Freiburg – Die auch in Europa als Zierpflanze beliebte Chinesische Zaubernuss (Hamamelis mollis) schleudert ihre acht Millimeter großen Samen mit einiger Kraft in die Umgebung. Forscher der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg haben sich diesen Kraftakt nun etwas genauer angeschaut und berichten darüber im "Journal of the Royal Society Interface".

Laut dem Team um Simon Poppinga können die Samen bei optimaler Flugbahn bis zu 18 Meter weit herausgeschleudert werden. Sie erreichen dabei eine maximale Geschwindigkeit von 12,3 Meter pro Sekunde, umgerechnet 44,3 km/h. Nicht schlecht – beeindruckender ist allerdings, dass die Samen dabei mit deutlich mehr als 20.000 Umdrehungen pro Minute rotieren. So werde der Flug der Samen stabilisiert, und es werde eine effektive Ausbreitung erleichtert.

Ein Jahr lang arbeiteten die Forscher daran, im Detail zu entschlüsseln, wie die Pflanze "feuert". Im Gegensatz etwa zum Springkraut würden die Samen nicht durch eine Explosion in die Umgebung geworfen. Bei der chinesischen Zaubernuss seien die Samen von einer holzigen Kapsel umgeben. Diese trockne mit der Zeit aus, schrumpfe und verforme sich. "Dadurch entstehen ein großer Druck auf die Samen sowie eine Auswurfmechanik, durch die Samen mit enormer Wucht in die Luft geschleudert werden", sagte Poppinga. "Die Früchte der Pflanze wirken wie trocknende Quetschkatapulte, die ihre Samen mehrere Meter entfernt ausstoßen."

Aus der akademischen Ruhe gerissen

Entstanden sei die Studie durch Zufall: Auch im Botanischen Garten der Universität Freiburg ist die Zaubernuss gepflanzt worden. Als einmal ein dekorativer Zweig mit Früchten in ein Büro der Uni gebracht wurde, habe es regelmäßig geknallt und Samen seien durch die Luft geflogen. "Diesem Phänomen wollten wir dann auf die Spur kommen."

Die Studie liefere die Grundlage für weitere Untersuchungen, sagte Thomas Speck, ein weiterer Studienautor. Die Mechanik der Pflanze, die für den Katapultwurf der Samen sorge, könne technischen Entwicklungen ein Vorbild sein. Zudem könne die Art der Ausbreitung dieser Pflanze zum Beispiel für Umweltschutz und zum Erhalt anderer bedrohter Pflanzenarten weiter erforscht werden. (APA, red, 7. 8. 2019)