Wie macht man klar, dass man sein Gegenüber gut findet?

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Ein gefühltes Jahrhundert freut man sich auf den Tag, an dem es endlich wieder einmal knistert – und dann? Ja, was dann? Himmel, wie verhält man sich jetzt? Hand aufs Herz: Man kann noch so lange erwachsen sein – die meisten von uns benehmen sich im Falle einer neuen Bekanntschaft so, als hätten sie darauf noch nie eine Antwort gehabt.

Die Liebessituation

"Ich dachte, es muss sich um ein Versehen handeln", beschrieb Freundin B den Beginn ihrer "Liebessituation": Es war der letzte Abend, bevor sich die ganze Stadt aus dem Verkehr zog, um an diversen Sommerfrischeorten aufzutanken. Man saß in geselliger Runde beim Wirt um die Ecke.

Neben B ein spannender Unbekannter. Dieser rückte näher und näher – was B, die ziemlich höflich ist, als gravierenden Platzmangel auf dem langen roten Sofa interpretierte, worauf sie jedes Mal abrückte. So ungefähr ging das Spiel, bevor man sich ins Ungefähre verabschiedete.

Zu Hause, auf ihrem eigenen Sofa, ließ B all die Blicke und Gesten noch einmal Revue passieren und kam zu dem Schluss: Dieser Mann wollte ein Zeichen setzen. Hier hatte es gewaltig gefunkt.

So ein Sommer ist lang. Im Kopf ist B, die gerade sonst keine gröberen amourösen Verpflichtungen hat, mit dem schönen Unbekannten bereits fest verbandelt. Sie träumt von gemeinsamen Fahrten durch die Bretagne – der Gute weiß bloß noch nichts davon. "Er scheint trotz all seiner Attraktivität schüchtern zu sein", haucht sie ins Telefon. "Beim nächsten Mal müsste wahrscheinlich ich den nächsten Schritt setzen. Bloß, wie könnte der aussehen?"

Der Geheimtipp

Ich war an diesem Tag in Geberlaune. Weshalb ich meiner Freundin den einzig logischen und coolsten "move" aller Zeiten verriet. Ein Geheimtipp, den mir vor Jahren eine erfolgreiche Regisseurin gegeben hatte – mit der Auflage, ihn zumindest in dieser Stadt nicht weiterzuerzählen ("sonst tun es alle, und dann ist es keine Überraschung mehr").

Mit ihrer Genehmigung breche ich hiermit das Schweigen – ganz einfach, weil der Tipp so gut funktioniert: Sobald man mit jemandem ungestört ist, schaut man ihm kurz in die Augen und sagt den alles entscheidenden Satz: "Wir könnten uns jetzt eigentlich küssen." Der Rest ist Schicksal. Oder bleibt eine hübsche Sommerlaune.

So ein unverbindliches Kussangebot eröffnet neue, freie Räume. Keiner ist verpflichtet, zu heiraten oder die ultimative Sex-Performance hinzulegen. Man darf sich einfach probieren. Ob und was darauf folgt, steht auf einem anderen Blatt. Aber man hat sich zumindest wieder einmal aus der Deckung gewagt. (Ela Angerer, 13.8.2019)