"Mental Health" findet sich auch in den Notizen, die sich Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow für einen Auftritt nach den Massakern vom Wochenende angelegt hat. Darüber, nicht über Waffengesetze, wollten die Republikaner sprechen. Das ist zugleich unehrlich und taktisch klug.

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Wenn es darum geht, die Waffenlobby zu schützen, entdecken die US-Republikaner ihre sanfte Seite. Vor allem ist es die geistige Gesundheit seiner Landsleute, die US-Präsident Donald Trump und Parteikollegen anrührt. Er hat den Aspekt in seiner Rede am Montag betont – auch um nicht über Rassismus sprechen zu müssen, mit dem auch er aus Überzeugung oder Zynismus spielt. Seine Parteikollegen sorgen sich auf Geheiß der Waffenlobby seit Monaten um die Psyche der Amerikaner.

Das ist so unehrlich wie taktisch klug. Es zwingt Demokraten, die strenge Waffengesetze fordern, einen wichtigen Punkt kleinzureden. Denn natürlich ist es nicht allein der einfache Zugang zu Tötungsgeräten, der Amokläufe auslöst. Natürlich hilft es nicht bei der Gewalteindämmung, wenn Menschen mit psychischen Problemen oft alleingelassen werden. Dass akkurat Republikaner seit Jahren Gelder dafür streichen: Wer weiß das schon?

Richtig ist, dass es beides braucht: mehr Hilfsangebote und strengere Waffengesetze. Und richtig ist auch, dass beides nicht reicht. Das Grundproblem ist ein Klima der Gewalt, das sich in der politischen Sprache, in der militärischen Hochrüstung der Polizei, in der systematischen Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen abbildet – aber auch in der Reaktion auf die aktuellen Vorfälle. Wer "schnellere Hinrichtungen" von Tätern als gangbaren Ausweg aus einer Gewaltkrise sieht, hat nichts verstanden. (Manuel Escher, 6.8.2019)