Computerspiele sind ein bequemer Sündenbock. Um von den eigenen Versäumnissen abzulenken, wird einfach dem Medium die Schuld gegeben, wenn ein Mensch Abscheuliches tut. Seit Jahrzehnten wiederholt sich dieses traurige Schauspiel. Nun hat auch US-Präsident Trump nach den Massakern in Ohio und Texas wieder einmal Videospiele für sich entdeckt. Jahrelange Forschung wird über den Haufen geworfen, wenn der mächtigste Mann der Welt gegen "grausige und grauenhafte Games" wütet und dringenden Handlungsbedarf sieht.

Videospiele geraten ins Visier von US-Präsident Trump.
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Games machen Menschen nicht zu kaltblütigen Massenmördern. Mehr als 2,5 Milliarden Menschen spielen weltweit. Schenkt man den Aussagen von Trump Glauben, würden an jeder Ecke Schießereien stattfinden. Derartige Massaker wie in Ohio und Texas sind allerdings vorrangig ein Problem der Vereinigten Staaten.

Anstatt alte Ängste und Stereotype zu bedienen, sollte die Debatte rund um "Killerspiele" ein für alle Mal beendet werden. Es kann nicht sein, dass Computerspiele jedes Mal aufs Neue als Sündenbock herhalten müssen. Rund um Videospiele bedarf es einer sachlichen Auseinandersetzung, die ohnehin schon passiert. Anstatt dem Medium immer wieder die Schuld an Mord und Totschlag zu geben, sollte man sich mit den wahren Hintergründen auseinandersetzen – das ist halt nur nicht bequem und schnell erledigt. (Daniel Koller, 6.8.2019)