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Im ersten Quartal sind die Gewinne bei der Voestalpine geschmolzen.

Foto: : REUTERS / Lisi Niesner

Wien – Die Voest schweißt an einem Sparpaket. Die abflauende Autokonjunktur lässt Neo-General Herbert Eibensteiner auf die Kostenbremse steigen. 100 Millionen will man im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende März 2020) einsparen, 50 davon sollen bereits heuer bis Jahresende wirksam werden. Auch Personalabbau ist vorgesehen, räumte Eibensteiner am Mittwoch in einer Telefonkonferenz ein.

Den Sparstift ansetzen will man zunächst bei den rund 1500 Leasing-Kräften in Österreich. Die Stammbelegschaft will die Voest-Führung erhalten, indem Urlaube und Überstunden abgebaut werden. Womit klar ist: Das Werk Kindberg, wo 120 Mitarbeiter beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet wurden, ist erst der Anfang. 80 von ihnen hoffe man anderswo im Konzern unterzubringen oder in der Stahlstiftung.

Auslöser ist die Konjunkturabkühlung in den vergangenen Monaten, die sich im wichtigen Automotive-Bereich besonders niederschlägt und von steigenden Preisen für Rohstoffe wie Eisenerz sowie dem Aufwand für CO2-Zertifikate verstärkt wird. Im ersten Quartal (von März bis Juni) hat sich der Gewinn (Ebit) auf 157 Millionen Euro halbiert, der Umsatz ging um 3,8 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zurück. Auch der Gewinn nach Steuern hat sich auf 90,4 Millionen mehr als halbiert.

Optimismus

Am Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres hält die Voest-Führung dennoch fest – vorausgesetzt, die Rohstoffpreise steigen nicht weiter und die schwächelnde Automobilindustrie erfängt sich wieder. "Wir gehen nicht von einem Rezessionsszenario aus", betonte Eibensteiner, dessen Optimismus offenbar auf den anderen Divisionen Bahnsysteme und Weichen, Luftfahrt, Schweißtechnik und Lagertechnik gründet. Rückgänge registrierte man allerdings in allen vier Divisionen, wobei in mehr oder weniger allen irgendwo Automotive-Komponenten enthalten sind. Allerdings seien die Auftragsbücher für Bahn- und Weichensysteme noch voll, betonte der Voestalpine-Chef.

Noch nicht bereinigt, aber auf gutem Weg sieht man das US-Automotive-Werk in Cartersville. Es soll im Frühjahr 2020 erste positive Beiträge liefern.

Das vollständige Hochfahren des zweiten Teils des 130-Millionen-Werks ist früheren Angaben zufolge erst 2022 zu erwarten, also um ein Jahr später als ursprünglich angepeilt. Die Anlaufkosten sind "signifikant höher". Wie hoch, darüber schweigt sich Eibensteiner aus – wie sein Vorgänger Wolfgang Eder auch.

Spürbarer Handelsstreit

Den Handelsstreit zwischen China und den USA spürt die Voestalpine natürlich auch. Sinkende Preise bei Stahlprodukten drücken auf die Margen, vor allem bei geringeren Güten, wie Eibensteiner sagt. Man spüre, dass chinesische Produkte nach Europa drängten, die EU sei inzwischen der einzige freie Markt, alle anderen mit Straf- und sonstigen Zöllen belegt. Die operative Marge (Ebitda-Marge) schrumpfte von 14,8 auf 11,1 Prozent.

Bleibt die Hoffnung, dass insbesondere die deutschen Autohersteller die neuen Abgastests besser bewältigen als die Umstellung im Vorjahr und wieder Fahrt aufnehmen. Denn Voestalpine beliefert alle mit Karosserieteilen, Blechen und Komponenten. Die Nachfrageschwäche trifft auch andere. Arcelor Mittal hat seine Prognose für die weltweite Stahlnachfrage geändert und sinkende Gewinne beklagt. (ung, 7.8.2019)