Klagenfurt – Es soll Österreichs größte Kunstinstallation werden: Im Rahmen des Projekts For Forest sollen 299 Bäume mit einer Höhe von 14 Metern in das 30.000 Zuschauer fassende Wörthersee-Stadion in Klagenfurt einziehen. Am 8. September wird die Installation eröffnet, bis 27. Oktober sollen die Bäume dort bleiben.

Umgesetzt wird das Projekt von dem Schweizer Klaus Littmann, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Zeichnung "Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur" des österreichischen Künstlers Max Peintner umzusetzen. Auf dieser Zeichnung ist ein ausverkauftes Stadion zu sehen, dessen Besucher einen Wald auf dem Spielfeld bewundern. Nach langer Suche nach einem geeigneten Stadion wurde Littmann in Klagenfurt fündig. Denn während ähnlich große Fußballstadien quer durch Europa durchwegs wegen des Spielplans von Spitzenklubs belegt sind, ist die Heimmannschaft des für die Europameisterschaft 2008 errichteten Stadions der Zweitligist SK Austria Klagenfurt – mit durchschnittlichen Zuschauerzahlen im dreistelligen Bereich.

Im Bild: Max Peintner, "Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur", Bleistiftzeichnung 1970/71, Handkoloriert von Klaus Littmann 2018.
Foto: APA / Peintner

Freier Eintritt

Jahrelang wurde getüftelt – denn Littmann hatte die Parole ausgegeben: "Ich bin zufrieden, wenn man nicht den Eindruck hat, dass ein Wald in einem Stadion steht, sondern dass ein Stadion um ein Stück Wald herumgebaut wurde." Landschaftsarchitekt Enzo Enea wurde gewonnen, um genau für diesen Effekt zu sorgen. Bei den Bäumen handelt es sich um die verschiedensten europäischen Laub- und Nadelbäume. Das Projekt kann im Ausstellungszeitraum täglich bei freiem Eintritt besichtigt werden – allerdings nur von den Zuschauerrängen aus, Waldspaziergang wird man keinen machen können.

Das Ziel von For Forest ist es laut Littmann, die "Wahrnehmung der Natur" zu fördern und den Blick "auf die Zukunft der Mensch-Natur Beziehung" zu schärfen. Und das Projekt lässt sich durchaus auch als Mahnmal im Bezug auf den Klimawandel verstehen – dass wir die Natur, die für uns so selbstverständlich ist, vielleicht bald nur noch in "speziell zugewiesenen Gefäßen" bewundern können, wie heute zum Beispiel Tiere im Zoo.

Das Gelände in der Nähe des Stadions in Klagenfurt, auf dem die Bäume bis zur Installation For Forest "zwischengelagert" werden fotografiert am 31. Juli 2019.
Foto: APA / Lindner

Hartnäckige Kritik

Finanziert wird das Projekt – so betonte der Initiator – ohne Steuergeld, sondern lediglich durch die Beiträge von Mäzenen, durch Sachspenden und Sponsorbeiträge. Trotzdem hält sich die Kritik an dem Projekt, die sich im Laufe der Zeit auch gewandelt hat, hartnäckig. War es anfangs die Befürchtung, die schweren Bäume könnten die Rasenheizung ruinieren, so schwang immer wieder die Befürchtung mit, es könnte doch öffentliches Geld für For Forest verwendet werden. Neue Nahrung erhielt die Kritik, als klar wurde, dass es in Kärnten keine speziell verschulten, rund 30 Jahre alten Bäume für das Projekt gibt und sie aus Italien, Norddeutschland und Belgien nach Kärnten gebracht werden mussten.

Die Debatte eskalierte mit der guten Leistung des Lavanttaler Bundesligaklubs WAC in der abgelaufenen Saison, was den Einzug in die Europa League bedeutet hatte. Da man daheim in Wolfsberg kein für die europäische Ebene taugliches Stadion hat, wäre man gern nach Klagenfurt ausgewichen – aber hier wachsen zum Zeitpunkt der Gruppenspiele im Herbst die Bäume in den Himmel. Der WAC bestreitet die internationalen Spiele deshalb in Graz.

Landschaftsarchitekt Enzo Enea realisiert das Projekt.
Foto: APA/Rütschi

Unterschriftenaktion gegen das Projekt

Doch nicht nur Fußballfans machten ihrem Ärger zu dieser Zeit Luft. Seit der ersten Präsentation des Projekts schießt vor allem die FPÖ scharf gegen For Forest, Littmann und die Klagenfurter Stadtregierung. Seit Jahresbeginn schickte die FPÖ nicht weniger als 28 Aussendungen zu dem Thema aus, auf Facebook gab es unzählige kritische Postings. Wer sich – vor allem im FPÖ-Umfeld – auf Facebook auf die Suche nach Kommentaren zu For Forest macht, stößt nicht wirklich auf eine kunstfreundliche Stimmung. Von Vorschlägen, "den Schweizer" zu verjagen, über Aufrufe, Demonstrationen zu organisieren, bis hin zu Leuten, die den Stadionwald am liebsten zusammengehäckselt sähen, reicht die Bandbreite.

Wie groß Ablehnung und Zustimmung hinsichtlich dieses Projekts sind, lässt sich aufgrund der ausgeprägten Filterblasenbildungen bei diesem Thema schwer sagen. Wo sich die Ablehnung eventuell in Zahlen gießen lässt, ist eine Unterschriftensammlung auf openpetition, auf der gefordert wird, dass doch der WAC anstatt For Forest im Wörthersee-Stadion spielen soll. Von Anfang Juni bis Anfang August unterschrieben knapp 3.700 Personen. Das Stadion wäre mit ihnen zu etwas mehr als zehn Prozent voll. (APA, red, 7.8.2019)