BSI-Chef Schönbohm will sich bei der Frage nach Manipulationssicherheit nicht an politischen Vorgaben orientieren

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Huaweis Zukunft ist weiterhin offen.

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In der Sicherheitsdebatte um den chinesischen Telekomriesen Huawei hat der Chef des deutschen Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, vor einer Vermischung von technischen und politischen Fragen gewarnt.

In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch) verwies Schönbohm auf das iPhone: Das Smartphone von Apple sei "Designed in California, Made in China", sagte Schönbohm. Diese Arbeitsteilung sei maßgeblich verantwortlich für den volkswirtschaftlichen Wohlstand.

Sicherheitsbedenken gegen die Technik

Am Ende sei aber Apple für die Sicherheit des Produktes verantwortlich. Wenn man allerdings aus technischen Gründen etwa bei einer Antenne zu dem Schluss komme, sie lasse sich nicht überprüfen und überwachen, "dann sollte man sie verbieten, egal woher sie kommt". Wenn allein politisches Vertrauen die Grundlage für Entscheidungen bei Investitionen seien, könne das "die Grundlage unseres volkswirtschaftlichen Wohlstands" zerstören.

Die USA haben Sicherheitsbedenken gegen die Technik des Konzerns, der im Handelskrieg zwischen Washington und Peking zwischen die Fronten geraten ist. US-Präsident Donald Trump setzte Huawei Mitte Mai auf eine Schwarze Liste. Damit wurde Huawei der Zugang zu Technologie von US-Konzernen und dem amerikanischen Markt weitgehend versperrt. Aus Angst vor Spionage warnen die USA auch Deutschland und andere Länder davor, Telekomausrüstung von Huawei einzusetzen.

Bauort egal

Das BSI sei dafür da, Komponenten und Produkte auf ihre Manipulationsfähigkeit und ihr Sicherheitsniveau zu überprüfen, sagte Schönbohm. Für eine Analyse der Manipulationsfähigkeit eines Bauteils sei es "vollkommen egal, ob das Bauteil aus China, aus Korea oder aus Schweden kommt". Bisher hatten sich die Cyberwächter des Bundes aus der Debatte weitestgehend herausgehalten. "Das ist eine politische Entscheidung", hatte Schönbohm im Februar gesagt.

In Europa und Deutschland sei der Absatz des Konzerns nach der Ankündigung von US-Sanktionen deutlich eingebrochen, teilte Huawei vor gut einer Woche bei der Vorstellung seiner Halbjahreszahlen mit. Dennoch zeigt sich Huawei weiter kämpferisch. Das Unternehmen werde weiter in die Zukunft investieren, betonte Verwaltungsratschef Liang Hua. Vor allem beim Aufbau der superschnellen 5G-Netze gilt Huawei als weltweiter Technologieführer.

Schwachstellen

Der BSI-Chef betonte in dem Interview, Wirtschaftsspionage sei "kontrollierbar". Dafür forderte er, dass Deutschland auch die Fähigkeit haben sollte, auf Hackerangriffe aus dem Ausland mit Gegenangriffen zu reagieren. Als "eines der industrialisiertesten Länder der Welt" benötige Deutschland diese Option. "Nur so können wir uns wirksam verteidigen", sagte Schönbohm.

Kritiker mahnen bei digitalen Gegenangriffen an, dass dafür entdeckte Schwachstellen in Systemen von Behörden bewusst geheim gehalten werden und damit dann auch kriminellen Angreifern zur Verfügung stehen. Es sei aber ein "Irrglaube" zu sagen, dass man Schwachstellen dafür offen halten müsse. "Wir haben eher das Problem, dass es zu viele Lücken gibt als zu wenige", sagte Schönbohm. (APA/dpa, 7.8.2019)