Messstationen entsprechen nicht rechtlichen Vorgaben, sagt der oberösterreichische Umweltlandesrat Anschober. Die Asfinag-Evaluierung zu Tempo 140 sei "die mangelhafteste Überprüfung", die er bisher gesehen habe.

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Linz – Nach Greenpeace kritisiert nun auch das oberösterreichische Umweltressort die Evaluierung des Tempo-140-Versuchs auf der Westautobahn durch die Asfinag. Die Experten des Landes würden "schwere Mängel" sehen, so Umweltlandesrat Rudi Anschober von den Grünen. So hätten etwa die Messstationen nicht den rechtlichen Vorgaben entsprochen. Er kündigte eigene Messungen an.

Laut den rechtlichen Vorgaben dürfte eine Messstation maximal zehn Meter vom Fahrbahnrand entfernt sein, erklärte Anschober. Die Messstelle in Allhaming in Oberösterreich sei aber 25 Meter weit weg, die Messstelle in Niederösterreich sogar 38 Meter, rechnete er vor. Auch sei aufgrund der kurzen Messdauer keine Aussage darüber möglich, ob die NO2-Grenzwerte überschritten wurden. "Wir haben Ministerium und Asfinag von Beginn an auf diesen ebenfalls verzerrenden Fehler hingewiesen – ohne Wirkung", kritisierte Anschober.

Im Widerspruch zu Tempo-100-Versuch

Der Landesrat verwies zudem darauf, dass die Ergebnisse der Asfinag auch "im vollständigen Widerspruch" zu den Evaluierungsergebnissen der Auswirkungen von Tempo 100 auf der A1 bei Enns stehen würden. Dort habe die flexible Schaltung von Tempo 100 – das Limit gilt nur bei entsprechender Umweltbelastung – eine Reduktion der Stickoxid-Emissionen um 8,5 Prozent gebracht. "Dadurch konnte 2018 erstmals der vorgeschriebene Grenzwert unterschritten werden." Zudem seien durch den "Lufthunderter" im Evaluierungszeitraum von Mai 2017 bis April 2018 rund 2.747 Tonnen CO2 eingespart worden, das entspreche einem Minus von 3,4 Prozent.

"Wenn eine Tempoverringerung massiv positive Auswirkungen durch deutliche Absenkungen der Emissionen und Immissionen bringt, dann ist es unmöglich, dass eine relevante Tempoerhöhung zu keinen wesentlichen Auswirkungen führt", kritisiert Anschober. Das einzig Positive sei, dass die Autofahrer das 140er-Limit offenbar nicht ausgenützt hätten, denn das Tempo sei im Durchschnitt nur um zwei bis vier km/h gestiegen.

Die Asfinag sieht auf den Teststrecken für Tempo 140 km/h nur eine marginale Zunahme der CO2-Emissionen. Greenpeace hingegen berechnete eine deutlich höhere Umweltbelastung. Jetzt bemängelt auch der oberösterreichische Umweltlandesrat die Asfinag-Evaluierung.
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Eigene Messungen angekündigt

Für Anschober ist die Asfinag-Evaluierung zu Tempo 140 "die mangelhafteste Überprüfung, die ich bisher gesehen habe". Das Land Oberösterreich werde daher im September eigene Messungen starten, die ein Jahr lang laufen und deren Ergebnisse unabhängige Experten analysieren sollen.

Greenpeace hat errechnet, dass die tatsächliche Zunahme der CO2-Emissionen auf den beiden Teststrecken nicht wie laut Asfinag bei 1,2 beziehungsweise 1,6 Prozent, sondern bei 2,5 beziehungsweise 2,6 Prozent liegen würde. Bezogen auf den Pkw-Verkehr – für Lkws und Busse gilt ja weiter Tempo 80 – komme man sogar auf 3,5 beziehungsweise 3,6 Prozent. Die Asfinag pochte hingegen darauf, dass dies nichts an der Menge an tatsächlich emittierten Luftschadstoffen ändere.

Asfinag verteidigt Vorgehensweise

Die Asfinag betonte am Mittwoch, dass es sich bei den Messstellen nicht um solche nach dem Immissionsschutzgesetz Luft gehandelt habe. Allerdings habe man vor und nach der Einführung des 140er-Versuchs an den selben Messstellen gemessen und diese miteinander verglichen.

Die Standorte der Messcontainer seien "nach wissenschaftlichen Aspekten ausgewählt" worden. Zum Vergleich mit den Ergebnissen der "Lufthunderter"-Messungen hieß es, erst müsse geklärt werden, "ob die Ergebnisse zweier verschiedener Studien von zwei verschiedenen Autobahnabschnitten überhaupt miteinander verglichen werden können". (APA, 7.8.2019)