Herta Emmer baut seit vergangenem Dezember die Parteistruktur der Liste Jetzt auf. Nun managt sie auch den Wahlkampf.

Foto: Heribert Corn

In der Parteizentrale der Liste Jetzt in der Wiener Rahlgasse, unweit der Mariahilfer Straße, wuselt es, die Türen stehen offen, Parteiangestellte laufen auf und ab. Das war nicht immer so, denn dass es so etwas wie Parteistrukturen überhaupt gibt, war ursprünglich nicht geplant.

Als sich das Bündnis 2017 zusammenfand, damals noch unter dem Namen Liste Pilz, wollte man eine Plattform abseits von Parteiorganisation schaffen. Kein Programm, keine regulären Parteimitglieder, lediglich die einzelnen Abgeordneten und ihre Positionen sollte es geben. Dass das so nicht funktioniert, hat mittlerweile auch der Parteigründer Peter Pilz eingesehen. Herta Emmers Traum war es nie. Seit Dezember ist sie als Bundesgeschäftsführerin mit dem Aufbau des Organisationsapparates betraut. Die ersten Schritte waren abgeschlossen, dann kam Ibiza. Nun ist Herta Emmer also auch Wahlkampfmanagerin.

"Man hat geglaubt, man kann über die Grundregeln von Struktur und Organisation hinwegarbeiten", kommentiert Emmer die andauernden Probleme im Parteimanagement. Nachdem sie 2017 auf dem ersten Listenplatz im Burgenland, den sie auch jetzt einnimmt, kandidiert hatte, zog sie sich aufs Erste zurück. Als es darum ging, Ordnung ins Chaos zu bringen, bot sie Unterstützung an.

Schließlich holten sie Maria Stern und Peter Pilz als Bundesgeschäftsführerin ins Boot. Das Jobangebot erreichte Emmer, die auch gegenwärtig noch eine Buchhandlung in Oberpullendorf führt, mitten im Weihnachtsgeschäft. Trotz Organisationsdurcheinanders sagte die Burgenländerin zu.

Nicht ohne Selbstkritik

Emmer, die aus einer Selbstständigenfamilie kommt und selbst in der Wirtschaft tätig war, beschreibt sich als Pragmatikerin. Pragmatismus braucht es, blickt man auf die Umfrageergebnisse der kleinsten Partei, die gegenwärtig im Nationalrat vertreten ist. Und so ist Herta Emmer nicht unkritisch, wenn es um einen Blick in die Vergangenheit geht.

"Es haben sich viele nicht so benommen, wie man sich hätte benehmen sollen", fasst Emmer die Performance ihrer Partei in den vergangenen zwei Jahren nüchtern zusammen. Imagepflege sei eine der größten Herausforderungen. Dass man es im zweiten Anlauf besser machen müsse, will sie auch so ansprechen. Ob sich Emmer mit ihrem geradlinigen Führungsstil durchsetzen kann, ist vor allem vom Elefanten im Raum, dem Parteigründer Pilz, abhängig. Tritt man als Frau selbstbewusst auf, irritiert das viele. Davon dürfe man sich nicht verunsichern lassen. Emmer scheint, als wäre sie hart im Nehmen.

Blick in die Vergangenheit

Weniger nüchtern blickt Emmer auf ihre Zeit bei den Grünen zurück. Dort war sie, nach ihrem Start in der Bezirkspartei Oberpullendorf, zwischen 2003 und 2007 Landesgeschäftsführerin im Burgenland und somit ebenfalls für den Aufbau von Parteistrukturen verantwortlich. Später wechselte sie als Assistentin von Madeleine Petrovics, damals grüne Klubobfrau im niederösterreichischen Landtag, nach St. Pölten. Die gelernte Betriebswirtin, die bereits in Kinderschuhen im elterlichen Handwerksbetrieb mitgearbeitet hat, ist also keineswegs ein Politikneuling. Das Ende bei den Grünen beschreibt Emmer als Entfremdungsgeschichte. Dabei wechseln scharfzüngige und versöhnliche Töne.

Bissig wird Emmer, wenn sie über den von ihr so genannten Jugendkult ihrer früheren politischen Heimat spricht. Der Spagat zwischen geerdeter Landfrau und stylischer Stadtlady habe für sie irgendwann nicht mehr zusammengepasst. Nach dem grünen Ende baute Emmer in Oberpullendorf eine Buchhandlung auf, organisierte Veranstaltungen und engagierte sich in der Flüchtlingshilfe.

Fokus auf Onlinewahlkampf

Ihrer ersten politischen Anlaufstelle und vielen ihrer früheren Wegbegleiter sei sie bis heute verbunden, auch im gegenwärtigen Wahlkampf wolle man nicht gegen den offensichtlich größten Konkurrenten kämpfen. Vielmehr will man politikferne Menschen über das neue Onlineportal zackzack.at erreichen und einen Gegenpol zu Rechtspopulisten schaffen. Dafür investiert man immerhin die Hälfte des Wahlkampfbudgets.

Auf Plakate setzt man, wie auch schon 2017, nicht. Zwei Bundesländertouren werden organisiert. Bis zur Wahl soll auch das Parteiprogramm stehen. Neben Positionen, die in der vergangenen Legislaturperiode von den ehemaligen Abgeordneten ausgearbeitet wurden, sollen auch die neuen Kandidaten in die programmatische Arbeit eingebunden werden. Dass die Burgenländerin, sollte es im September nicht klappen, wieder bei den Grünen andockt, sei unwahrscheinlich: "Ich glaube nicht, dass ich dort noch hinpasse." (Franziska Windisch, 8.08.2019)