In ganz Österreich soll Glasfaser verlegt werden – als Rückgrat für 5G-Mobilfunk.

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Grafik: STANDARD/BMVIT
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Österreich soll endlich flächendeckendes, schnelles und stabiles Internet bekommen. Aber erst im Jahr 2030. Das sieht die neue Breitbandstrategie der Regierung vor, die am Mittwoch von Infrastrukturminister Andreas Reichhardt präsentiert wurde. In elf Jahren soll auch in abgelegenen Bergtälern und Grenzregionen Gigabit-Internet nutzbar sein. Bereits Ende 2025 sollen Landeshauptstädte und ländliche Regionen mit Geschwindigkeiten versorgt werden, von denen viele Nutzer derzeit nur träumen können.

Internetgeschwindigkeit in Österreich bei knapp 30 Mbit/s

Zwar werden Gigabit-Leitungen seit einigen Monaten in Wien angeboten, aber laut Telekombehörde RTR liegt die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit in Österreich bei knapp 30 Mbit/s – allerdings gibt es noch immer Gebiete und ganze Ortschaften, die nicht einmal mit bis zu zwei Mbit/s versorgt werden. Auch gibt es über 20.000 Haushalte, die weder über Festnetz noch über Mobilfunk Zugang zu Breitbandinternet haben.

Für Unternehmen oder Freiberufler ein untragbarer Zustand. Sie benötigen schnelles Internet für die Übertragung von großen Datenmengen oder die Nutzung von Cloud-Anwendungen. Bei der Breitbandversorgung spielt Mobilfunk vor allem in ländlichen Regionen eine große Rolle. Glasfaser- oder Kabelnetzanbindung gibt es vielerorts nicht, dafür weichen immer mehr Nutzer auf mobiles Internet via Mobilfunk aus. Allerdings gibt es bei mobilem Internet keine fixen Geschwindigkeiten. Je mehr Nutzer sich einen Handymast teilen, umso langsamer ist das Netz.

Minister Andreas Reichhardt und RTR-Chef Klaus M. Steinmaurer bei der Pressekonferenz.
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Für gewöhnliches Surfen im WWW reicht eine Bandbreite von zwei Mbit/s. Bei Anwendungen wie Videostreaming kommen Nutzer mit dieser Geschwindigkeit jedoch nicht besonders weit. Für Netflix braucht es mindestens drei Mbit/s, für Youtube hingegen nur ein Mbit/s. Um HD-Serien auf Netflix zu sehen, sind fünf Mbit/s nötig, 4K-Inhalte benötigen hingegen 25 Mbit/s. Um Musik auf Spotify zu hören, braucht es eine vergleichsweise niedrige Geschwindigkeit von lediglich 0,32 Mbit/s.

Allerdings sind höhere Datenraten notwendig, wenn der Internetzugang mit anderen Nutzern geteilt wird. Familien oder Wohngemeinschaften brauchen also schnellere Leitungen, die fast ausschließlich in Städten zu bekommen sind. Daran hat bisher auch die sogenannte Breitbandmilliarde nur wenig geändert, die den Ausbau von schnellem Internet in den vergangenen Jahren beflügeln sollte. Vor einem Jahr hatte der Rechnungshof den langsamen Ausbau noch heftig kritisiert, nun geht RTR-Chef Klaus M. Steinmaurer davon aus, dass das Ziel einer flächendeckenden Versorgung mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s bis Jahresende 2020 nahezu erreicht wird.

"Glücklich und zufrieden sein"

"Jeder wird glücklich und zufrieden sein", sagte Steinmaurer. Es werde zwar nicht überall 100 Mbit/s geben, aber 30 Mbit/s sollten es schon werden. Zum Vergleich: In der Schweiz und einigen asiatischen Metropolen gehören Gigabit-Leitungen seit Jahren zum Standard.

Von der 2013 beschlossenen Breitbandmilliarde sind rund 820 Millionen Euro bereits vergeben beziehungsweise in Vergabe. Mit den verbleibenden Mitteln soll der Ausbau bis ins Jahr 2030 mitfinanziert werden, aus Investitionen der Netzbetreiber sowie aus den Erlösen der geplanten Frequenzversteigerung für 5G-Mobilfunk im Frühjahr 2020. Diese Auktion soll mindestens 350 Millionen Euro bringen, wie Minister Reichhardt vor Journalisten sagte. Für ihn liegt der Fokus der Versteigerung nicht auf Gewinnmaximierung. Vielmehr soll den Netzbetreibern noch genug Geld bleiben, um das Netz auch rasch auszubauen, so Reichhardt.

5G soll es richten

Bereits im Frühjahr wurden 5G-Frequenzen versteigert. Die beiden Netzbetreiber Magenta (vormals T-Mobile) und "3" haben auch schon erste kleine 5G-Netze an den Start gebracht, die derzeit nur ausgewählten Kunden zur Verfügung stehen. Die Mobilfunktechnik ermöglicht erstmals den Austausch auch großer Datenmengen quasi in Echtzeit, mit einer theoretischen Geschwindigkeit von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde. Sie soll hauptsächlich für flächendeckendes schnelles Internet sorgen.

Auch auf den heimischen Bergen soll es richtig schnelles Internet geben.
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"Die Infrastruktur ist die Mutter der Digitalisierung", so RTR-Chef Steinmaurer. Und auch für die nächste Mobilfunkgeneration 5G brauche man den Glasfaserausbau. "5G zieht das Glas ins Land hinaus", sagte er mit Verweis auf die momentan verlegten Kupferleitungen, die den Anforderungen nicht mehr entsprechen. Der Wechsel zu Glasfaser werde aber dauern, schließlich habe der Ausbau der Kupferleitungen siebzig Jahre in Anspruch genommen.

Mau beim Ausbau: Burgenland, Kärnten und die Steiermark

Die Breitbandmilliarde wurde 2013 von der damaligen SPÖ-ÖVP-Regierung beschlossen und wird aus dem Erlös der Versteigerung von 4G-Funkfrequenzen finanziert. Besonders eifrig beim Breitbandausbau waren bisher Niederösterreich, Oberösterreich und Tirol, während das Burgenland, Kärnten und die Steiermark noch Luft nach oben haben. (Markus Sulzbacher, 7.8.2019)