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Der neue Schlumberger-Produktionsstandort in Müllendorf wird kleiner und kommt später.

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Arno Lippert, Chef des Schaumweinherstellers Schlumberger.

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Wien – Beim Schaumweinhersteller Schlumberger ist man, bildlich gesprochen, nahe dran, dass der Korken aus der Flasche ploppt. So eng ist es in Wien-Heiligenstadt geworden, wo jährlich an die fünf Millionen Gebinde abgefüllt werden. Deshalb fiel vor drei Jahren die Entscheidung, die Produktion in ein neues Werk im Burgenland abzusiedeln – Logistik inklusive. Diese Pläne muss Schlumberger zumindest teilweise fallen lassen.

Nach Anrainerprotesten am geplanten Standort in Müllendorf wird nichts aus dem 33 Meter hohen Turm, in dem ein Hochregallager untergebracht werden sollte. "Die Idee war, dass wir die Logistik wieder ins Haus holen, am künftigen Produktionsstandort Müllendorf konzentrieren, um von hier jeden Punkt in Österreich innert 24 Stunden erreichen zu können. Daraus wird leider nichts", sagte Schlumberger-Chef Arno Lippert dem STANDARD.

Die Logistik bleibe outgesourct, die Spedition Wildenhofer, mit der man seit Jahren zusammenarbeite, werde künftig die Ware statt in Heiligenstadt in Müllendorf abholen, in ihr Zentrallager in Achau (NÖ) bringen und von dort österreichweit verteilen.

Ursprünglich wollte Schlumberger 70 Millionen Euro in den an der Südostautobahn A3 gelegenen burgenländischen Standort investieren; durch die Redimensionierung des Projekts werde es nun weniger werden. Um wie viel, wisse man noch nicht. "Wir müssen umplanen, neue Bewilligungen einholen, das bringt auch den Zeitplan durcheinander", sagte Lippert. Statt Spatenstich im Juni und Produktionsstart Ende 2021 peile man nun die Grundsteinlegung für nächstes Jahr und die Eröffnung des neuen Werks Ende 2022 an. "Wenn alles gutgeht", sagte Lippert, "sonst ein Jahr später." Wegen des speziellen Rhythmus der Schaumweinproduktion mit dem Löwenanteil der Arbeit in den Monaten November und Dezember gehe es nicht anders.

Die Unternehmensgruppe Schlumberger, zu der auch die Sektmarken Hochriegl und Goldeck sowie das Schoko-Likör Mozart gehören, steht im Eigentum der Schweizer Sastre Holding. Die wiederum gehört dem in Stockholm geborenen Milliardär Frederik Paulsen.

60 Arbeitsplätze sind fix

Die angekündigten 60 Arbeitsplätze in der Produktion im Burgenland blieben jedenfalls fix, bisher in Wien beschäftigte Mitarbeiter sollen per Shuttle nach Müllendorf gebracht werden.

Mit der Verzögerung des Burgenland-Projekts zieht sich auch der geplante Um- und Ausbau der "Kellerwelten" in Wien-Heiligenstadt. Die Unternehmenszentrale verbleibt dort. Das 2,4 Kilometer lange Kellergewölbe soll interaktiv begehbar, attraktiver gemacht und um Gastronomie ergänzt werden. Damit will man die Zahl der Besucher von derzeit 25.000 pro Jahr auf etwa 120.000 anheben.

In einem ersten Schritt will Schlumberger 1,5 Millionen Euro in das Projekt stecken. Mit der Gemeinde Wien sei man "in gutem Einvernehmen", zumal die Stadt Interesse habe, Besucherströme vom Zentrum in die Außenbezirke zu lenken.

Mit neuer Regierung reden

Die Abschaffung der Schaumweinsteuer, die in Österreich 2014 wieder eingeführt wurde und der Branche rund ein Viertel des Umsatzes gekostet hat, steht auf der Prioritätenliste von Lippert weiter ganz oben. Prosecco, der von der Steuer ausgenommen ist, hat in der Zwischenzeit Marktanteile gewonnen. In dem von der Regierung Kurz geschnürten, aber nicht mehr finalisierten Steuerpaket hätte die Schaumweinsteuer mit 1. April 2022 fallen sollen.

"Sobald die neue Regierung steht, werden wir gemeinsam mit anderen Sektherstellern erneut einen Anlauf unternehmen und darauf drängen, dass die Steuer früher fällt", sagte Lippert. Wunschdatum sei der 1. April 2020. Pro Flasche macht die Abgabe inklusive Umsatzsteuer knapp einen Euro aus. Diesen Preisvorteil wolle man an die Konsumenten weitergeben. (Günther Strobl, 8.8.2019)