Damit Landwirte bestimmte Förderungen erhalten, müssen Kühe mindestens 60 Tage auf der Alm verbringen. Dort werden allerdings Futter und Wasser knapp.

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In manchen Regionen Niederösterreichs ereignet sich momentan ein – zumindest für die Jahreszeit – ungewöhnliches Bild: Erste Kühe, die eigentlich den ganzen Sommer in den Bergen grasen sollten, werden wieder zurück ins Tal geführt, denn auf den Almen wird aufgrund der Trockenheit nicht nur das Futter knapp, auch der Wasservorrat geht zur Neige. "Mit wenig Futter kann man noch relativ gut leben, aber wenn das Wasser rar wird, muss man die Viecher wegtun oder Wasser raufbringen", sagt Josef Mayerhofer, Obmann des niederösterreichischen Alm- und Weidewirtschaftsvereins. Der Wassertransport auf den Berg sei mühsam, so Mayerhofer, und auf Hochalmen erst gar nicht möglich.

Dass die Kühe auf dem Berg bleiben, ist wichtig, erklärt der Landwirt: Nur dann, wenn eine Kuh 60 Tage auf der Alm verbracht hat, erhält sie entsprechende Fördergelder. Außerdem können Bauern Almbutter oder -fleisch nur als solches – zumeist höherpreisig – verkaufen, wenn die Tiere zwei Monate in den Bergen verbringen. Mayerhofer spricht von Einkommenseinbußen von 25 bis 30 Prozent.

Winterreserven werden angeknabbert

Bisher wurde nur ein Teil der Tiere ins Tal geführt. "Man versucht, mit dem Rest bis September oben bleiben zu können." Das hat auch einen wirtschaftlichen Grund: Kehren die Kühe drei bis vier Wochen verfrüht zurück, wird das Winterfutter knapp. Die Reserven sind nicht üppig: Durch späten Schnee und die anschließende Trockenheit sei die Ernte mager ausgefallen. "Das Almjahr ist heuer extrem hart und anstrengend."

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Auch in der Steiermark müssen einige Tiere aufgrund der Trockenheit der letzten Wochen schon frühzeitig von den Almen abgetrieben werden. "Die Niederschläge der vergangenen zwei Wochen haben die Lage auf den steirischen Almen etwas entschärft, allerdings ist die Gefahr noch nicht gebannt", sagt Almbauer Anton Hafellner, der auch als Obmann des steirischen Almwirtschaftsvereins fungiert. Tiere würden jetzt zwar nicht "im großen Stil abgetrieben", je nach Trockenheitssituation jedoch vereinzelt Tiere "zur Entlastung der Futtersituation" ins Tal gebracht.

Rückläufige Almwirtschaft

Generell ist die Almwirtschaft in der Steiermark leicht rückläufig: In diesem Jahr werden 1.630 Almen – wie es in der Branche heißt – "bestoßen". Das sind um 55 weniger als noch ein Jahr zuvor. Sorge bereitet Hafellner auch die zurückgehende Zahl der aufgetriebenen Tiere. Im Jahr 2016 weideten noch 46.000 Rinder auf den steirischen Almen, 2018 waren es 43.625 Rinde. "Der Viehtritt ist ein entscheidender Pflegefaktor auf den Almen. Die weidenden Tiere verhindern das Aufwachsen von Stauden und anderen Pflanzen", sagt der Landwirt.

In Kärnten wurde ebenfalls ein früherer Almabtrieb überlegt. "Die Niederschläge der letzten ein, zwei Wochen haben die Situation aber entspannt, sodass dies nicht notwendig wurde", sagt Wilfried Pesentheiner von der Landwirtschaftskammer Kärnten.

Weiter im Westen ist die Lage entspannter: In Vorarlberg und Tirol ist die Dürre auf den Almen "kein Thema", wie es aus den dortigen Landwirtschaftskammern heißt. Ähnliches gilt für Salzburg: "Wir haben in Salzburg kein flächiges Problem", sagt der Geschäftsführer des Salzburger Alm- und Bergbauernvereines Gottfried Rettenegger. Zwar sei die Futtersituation auf den Almen nicht ganz so günstig wie vergangene Saison, echte Probleme blieben aber Einzelfälle in ganz speziellen Lagen wie etwa auf der Sonnenseite im Oberpinzgau. In Summe sei man jedenfalls "einigermaßen zufrieden", es gebe keinen Grund für Negativmeldungen.

Die Angaben des Almbauernvereins treffen sich mit der Einschätzung des hydrografischen Dienstes und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. In dieser heißt es auf Salzburg bezogen: "Die höheren Grundwasserstände vom Mai sind zwar gefallen, die Reserven sind aber ausreichend gefüllt. Im August wird aus derzeitiger Sicht keine weitere Hitzewelle erwartet, daher ist alles im grünen Bereich." (Nora Laufer, Walter Müller, Thomas Neuhold, 8.8.2019)