Ex-Kanzler Sebastian Kurz bei dem Besuch eines Lenzing-Werks im Vorjahr in China. Im dortigen Markt herrscht derzeit Unsicherheit.

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Wien – Lenzing, weltweit führend bei der Gewinnung von Textilfasern aus Zellstoff, hat schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Im Moment ist wieder viel Gegenwind zu spüren, im Gegensatz zur angespannten Situation 2014/2015 sehe man sich diesmal aber "gut aufgestellt", sagte Lenzing-Vorstandschef Stefan Doboczky bei der Halbjahresbilanz.

Das sei nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass man auf dem Weg zu mehr Spezialitäten im Portfolio ein gutes Stück weitergekommen sei. Allein vom ersten Halbjahr 2018 auf das erste Halbjahr 2019 sei der Anteil hochpreisiger, margenstarker Spezialfasern von 44,1 auf 48,4 Prozent des Gesamtumsatzes gestiegen. Das angepeilte Ziel von 50 Prozent im kommenden Jahr werde man jedenfalls erreichen, sagte Doboczky, eine Größenordnung von 75 Prozent in fünf Jahren halte er für realistisch und sinnvoll.

Probleme bei Standard-Viskosefasern

Probleme habe es im Berichtszeitraum insbesondere bei Standard-Viskosefasern gegeben, bedingt durch zusätzliche Mengen, die auf den Markt gekommen sind bei gleichzeitig schrumpfender Nachfrage. Letzteres Phänomen sei durch steigende Unsicherheit insbesondere bei asiatischen, in erster Linie chinesischen Abnehmern bedingt, in welchem Umfang sie künftig in die USA exportieren können. Das wiederum habe zu einem erheblichen Preisverfall bei Standardware geführt.

Stärker als bisher will Lenzing mit seinen Prämiumprodukten nun auch bei Abnehmern punkten, die Spezialfasern mit Seide, Kaschmir oder Mohair statt mit Baumwolle oder Polyester kombinieren. Diese Produkte könnten aufgrund der guten Eigenschaften um den Faktor zehn teurer verkauft werden.

Von Jänner bis Juni konnte Lenzing den Umsatz leicht um 1,2 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro steigern, das Betriebsergebnis (Ebit) ging um 17,9 Prozent auf 105,6 Millionen Euro zurück. Für das Gesamtjahr 2019 wird ein Ergebnis "in etwa auf dem Niveau von 2018" erwartet. Im Vorjahr hat Lenzing ein Ebit von 237,6 Millionen Euro erwirtschaftet. (stro, 7.8.2019)